07.05.2010 - 20.06.2010
Skies and Seas präsentiert drei künstlerische Praktiken, die mit dem Sammeln und Ausstellen von historischer Fotografie zu tun haben. Die Ausstellung macht sichtbar, welche Bedeutung der Fotografie in der wissenschaftlichen, technischen und touristischen Erkundung der Welt zukam und welche Faszination diese Bildwelten heute noch oder wieder ausüben. Aber sie zeigt dies nicht in einer konventionellen fotohistorischen Aufarbeitung, sondern durch die Sichtweise von drei Künstlern und Gestaltern, die für diese Bilder unterschiedliche Ausstellungsformen konzipiert haben.
Helmut Völters Wolkenstudien präsentieren sechs Stationen der wissenschaftlichen Wolkenfotografie, beginnend mit der ersten systematischen Erfassung aus dem späten 19. Jahrhundert bis hin zu den Satellitenaufnahmen der 1960er Jahre. Seine Herangehensweise zeichnet zunächst die ursprünglichen Funktionen der Aufnahmen nach. In dem jeweiligen Arrangement der verschiedenen Medien (Tableau, Atlanten, Formulare, etc.) wird die wissenschaftliche Sehnsucht nach einer Klassifizierbarkeit der Welt sichtbar, zugleich tritt aber auch das visuelle und sinnliche Potential der Dokumente und ihrer Vehikel, kurzum die Ästhetik vergangener Wissensproduktion hervor.
Auch Günter Karl Boses Blick gilt Fotografien von Erscheinungen am Himmel. Seine Wandinstallation BIG ZEPP präsentiert 250 Amateurfotos von Zeppelinen aus den 1920er und 1930er Jahren, die für ihn Ausdruck der technischen Erlösungshoffnungen der Moderne darstellen. Was einst als ein Bild neben vielen in Fotoalben oder Kartons verschwand, beschreibt nun als massenhaftes Phänomen an der Wand eine kollektive Faszination der Zwischenkriegszeit. Auf diese Weise betreibt Bose eine soziokulturelle Archäologie in Knipserbildern.
Das Ausgangsmaterial für seine Installationen findet Axel Töpfer in japanischen Post- und Ansichtskarten aus dem frühen 20. Jahrhundert, welche die koloristische Tradition der japanischen Kunst im Kleinstformat fortführen. Dabei ist seine Erzählweise vom Film inspiriert: die Kombination der Karten basiert auf dem filmischen Prinzip von "Schuß" und "Gegenschuß", "Sequenzen" aus Postkarten mit ähnlicher "Einstellung" erinnern an Kamerafahrten, unterbrochen von assoziativen Übergängen, die unterschiedliche Erzählstränge "montieren". Zu den "Locations" innerhalb seiner Braunschweiger Arbeit zählen bekannte Orte und Sehenswürdigkeiten in Japan, wie der Fuji oder der damals moderne Hafen in Nagasaki. Somit exponiert er nicht nur die Bildkultur der Ansichtskarte, sondern "dreht" einen Film, den sich der Betrachter erlaufen muss.