27.03.2009 - 03.05.2009
Die Schweizer Fotografin Laurence Bonvin (*1967) beschäftigt sich in ihren umfangreichen Arbeiten mit den kaum zu kontrollierenden Prozessen der Verschmelzung von Stadt und Landschaft.
Laurence Bonvin hält diese Reibung von Stadt und Landschaft in einer ruhigen Ästhetik fotografisch fest. Sie thematisiert gleichermaßen die Struktur und Anmutung von Kulturlandschaften, analysiert architektonische Details und spricht über den Spannungsbogen von lokaler Identität und globaler Einbettung. Denn die Orte die sie fotografiert, sind Orte deren Spezifik zunächst austauschbar erscheint. Nächtliche Ansichten von urbanen Peripherien könnten so überall fotografiert worden sein und auch die Porträts, die sie mit großer Präzision anfertigt, verraten kaum etwas über die Herkunft und Verortung der Personen.
Ihre Arbeiten zeigen ein Konglomerat von neu gebauten Wohnsiedlungen, architektonischen Unorten, Innen-und Außenansichten, die sich als Esperanto heutiger Architektur lesen lassen Es ist eine Tatsache, dass sich Städte zunehmend in ihr Umland ausdehnen und dabei spezifische Formen einer verstädterten Landschaft ausgebildet werden. Mit der Globalisierung der arbeitsteiligen, industriellen Produktionsverfahren haben sich auch die Siedlungsformen und zum Teil die damit einhergehenden Lebensweisen weltweit ausgebreitet. Grosse Bereiche des globalisierten Handels sind gar nicht mehr auf örtliche Wirtschaftskreisläufe der Stadt angewiesen, sondern nur noch auf eine möglichst große Bevölkerungskonzentration.
Das Museum für Photographie Braunschweig zeigt die Serie "On the Edges of Paradise" (2005 - 2006). Dafür besuchte Bonvin in der Türkei sogenannte "Gated Communities", abgesonderte Wohnvorstädte nahe Metropolen wie Istanbul. Ihre Abgeschlossenheit macht sie überschaubar, die sich wiederholenden Formen der vorfabrizierten Einfamilienhäuser mit ihren stereotypen Gärten, Garagen und Swimmingpools verleihen ihnen eine oberflächliche Schönheit, der unser Blick kaum widerstehen kann. Bonvin hat die künstlichen Städte in der Stadt minuziös unter die Lupe genommen und zahlreiche Bilder von bestechender Qualität zusammengetragen.
Mit ihrem auf Distanz gehenden Blick untersucht Laurence Bonvin die Randzonen der Stadt, die sich in den Fotografien für einen Moment dem Strom der Flüchtigkeit und ihrer permanenten Transformation entziehen.