Museum Ludwig, Foto: Thomas Riehle
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Museum Ludwig

Museum Ludwig, Foto: Thomas Riehle
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Museum Ludwig, Foto: Thomas Riehle
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Hein­rich-Böll-Platz
50667 Köln
Tel.: 0221 221 261 65
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Nil Yalter Exile Is a Hard Job

09.03.2019 - 02.06.2019

Seit den 1970er Jahren ar­beit­et Nil Yal­ter als Pi­onierin ein­er ge­sellschaftlich en­gagierten und tech­nisch avancierten Kunst. Als eine der er­sten Kün­st­lerin­nen in Frankreich nutzt sie das neu aufk­om­mende Medi­um Video. Nil Yal­ter ist 1938 in Kairo ge­boren, aufgewach­sen in Is­tan­bul und seit 1965 wohn­haft in Paris. Mit der er­sten Über­blick­sausstel­lung der Kün­st­lerin in Deutsch­land präsen­tiert das Mu­se­um Lud­wig die Viel­falt ihres Schaf­fens: darun­ter bis­lang kaum bekan­nte Gemälde aus ihrem Früh­w­erk sowie Videoin­s­tal­la­tio­nen der frühen 1970er Jahre bis hin zu Mul­ti­me­dia-In­s­tal­la­tio­nen, in de­nen sie Fo­to­gra­fie, Video, Zeich­nun­gen und Skulp­tur zu Col­la­gen verbin­det. Die Ausstel­lung zeich­net den Weg ihr­er en­gagierten Äs­thetik nach.
Nil Yal­ters Werke ent­ste­hen aus aktuellen poli­tischen Si­t­u­a­tio­nen wie der Verurteilung zum Tode eines türkischen Ak­tivis­ten, dem All­t­ag in einem Frauenge­fäng­nis oder der Lebens­si­t­u­a­tion anal­pha­betisch­er „Gas­tar­beit­er*in­nen“. Sprache spielt für Nil Yal­ter eine wichtige Rolle, eben­so wie kul­turelle Ein­flüsse aus dem Na­hen Os­ten, der Türkei und Wes­teu­ro­pa. Sen­si­bel in­te­gri­ert sie die Stim­men der­jeni­gen, die sie in ihren Ar­beit­en porträtiert. Mit quasi-an­thro­pol­o­gisch­er Methodik spiegelt sie die Lebens­si­t­u­a­tion der Dargestell­ten und macht margi­nal­isierte Per­so­n­en­grup­pen sicht­bar. Schon in den 1970er Jahren beschäftigte sich die Kün­st­lerin mit femi­n­is­tischen Fragestel­lun­gen, in die auch mi­gran­tische und queere Per­spek­tiv­en mite­in­fließen. Hi­er­durch er­scheint ihr Werk heute aktueller denn je.
Für ihre Ausstel­lung im Mu­se­um Lud­wig wird die Posterserie Ex­ile Is a Hard Job / Walls im Stad­traum von Köln fort­ge­führt. Die tape­te­nartig an­ge­ord­neten Zeich­nun­gen und Fo­tos von türkischen Ein­wan­der­ern aus ihr­er Ar­beit Turk­ish Im­mi­grants von 1977 wer­den ohne Au­torisierung in ver­schie­de­nen Stadtvierteln aufge­hängt. Den Slo­gan „Ex­il ist harte Ar­beit“ schreiben die Kün­st­lerin oder die Be­woh­n­er*in­nen auf die Poster, in der Sprache, die im jew­eili­gen Vier­tel vor­rangig ge­sprochen wird: Deutsch, Türkisch, Ara­bisch, Rus­sisch, Pol­nisch. Die Ar­beit ist von und für Mi­grant*in­nen, deren Ex­is­tenz gleichzeitig so of­fen­sichtlich und doch ab­we­send ist.
Als Pan­tomime-Kün­st­lerin reiste Nil Yal­ter von 1956 bis 1958 in den Iran, nach Pak­is­tan und In­di­en. Von 1963–1964 ar­beit­ete sie als Büh­nen­bilderin und Kostümde­signerin an di­versen The­atern in Is­tan­bul und konzen­tri­erte sich zuneh­mend auf die Malerei. 1965 ging sie nach Paris, wo sie bis heute lebt und ar­beit­et. Ihre er­ste Einze­lausstel­lung hatte sie 1973 im Musée d’Art Mod­erne de la Ville de Paris. Ent­lang eth­nol­o­gisch­er und sozi­ol­o­gisch­er Fragestel­lun­gen un­ter­suchte die Kün­st­lerin die Po­si­tion der Frau in der turk­menischen No­ma­denge­sellschaft. Be­glei­t­end zu To­pak Ev, einem ei­gens nachge­baut­en Zelt, schuf sie Wandtafeln mit Zeich­nun­gen und Fo­tokopi­en von Fo­tos und Tex­ten, die das Leben der No­mad*in­nen wider­spiegeln. Mit ihr­er femi­n­is­tischen Videoar­beit The Head­less Wo­m­an or The Bel­ly Dance war sie 1974 in der er­sten in­ter­na­tio­nalen Ausstel­lung zur Videokunst in Frankreich vertreten und trat als Pi­onierin der franzö­sischen Videop­er­for­mance her­vor.
Ihr Werk wurde in den let­zten Jahren wied­er­ent­deckt. Sie war beteiligt an der Wan­der­ausstel­lung Wack! Art and the Femi­n­ist Rev­o­lu­tion, die u.a. im MO­CA, The Mu­se­um of Con­tem­po­rary Art, Los An­ge­les sowie im Mo­MA PS1, New York (2008) gezeigt wurde. Es fol­gten weitere Einze­lausstel­lun­gen un­ter an­derem im FRAC Lor­raine in Metz (2016) sowie im Arter – Space for Art in Is­tan­bul (2016).

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