Jochen Traar, 1960 in Essen (D) geboren und in Kärnten aufgewachsen, studierte bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Der Künstler selbst versteht sich, obzwar er sich in seiner Arbeit eines äußerst heterogenen und weitgefächerten Spektrums an künstlerischen Möglichkeiten bedient, dennoch als Bildhauer, dessen Tätigkeitsfeld sich auf einen erweiterten Begriff von Skulptur bezieht. Der Bogen spannt sich von skulpturalen und installativen Werken im Sinne von herkömmlichen dreidimensionalen plastischen Arbeiten, die zumeist auf einfachen Alltagsmaterialien bzw. auf unspektakulären Gegenständen des täglichen Gebrauchs begründet sind, in denen die Bedingungen und Mittel des räumlichen Gestaltens untersucht werden, bis hin zu quasi sozialen Skulpturen, als partizipatorische, orts- und situationsspezifische Interventionen und Projekte im öffentlichen Raum, die grundlegend der Thematik von Strategie und Struktur im gesellschaftlichen Zusammenhang gewidmet sind. Mit Scharfsinn und Humor begegnet Jochen Traar der soziopolitischen Realität unserer und seiner Lebenswelt und seziert und analysiert ihre Funktionsmuster und Zusammenhänge, um sie dem Betrachtenden in Anschauung und Erfahrung zu vermitteln. Der Einbezug des Rezipierenden überrascht, verwirrt und fordert ihn auf – bei allem Unterhaltungswert der künstlerischen Inszenierung –, einen kritischen Blick hinter die trügerischen Kulissen des privaten und des öffentlichen Alltags zu werfen. Die Banalität des ersten Blicks erweist sich in der Reflexion als effektives Mittel subtiler Entlarvung. Die aktuelle Schau präsentiert unterschiedliche Werkserien der vergangenen zwei Jahrzehnte – allesamt überaus ungewöhnliche Resultate einer äußerst unkonventionellen künstlerischen Praxis. Die Ausstellungsinhalte sind in einer begleitenden Publikation mit Texten von Bernd Liepold-Mosser, Reinhard Kacianka, Andreas Krištof, Martin Kušej und Christine Wetzlinger-Grundnig zusammengefasst und dokumentiert.