11.03.2007 - 27.05.2007
Die Ausstellung „Der Kontrakt des Fotografen“ zeigt fotografische Serien, in denen ein kooperatives Arbeitsverhältnis zwischen dem Künstler und den von ihm fotografierten Personen besteht. Den Bildern liegt eine konkrete oder unausgesprochene Form der Verabredung zugrunde: Beide Seiten verfolgen ein Ziel, das nur durch die besondere Form der Zusammenarbeit gemeinsam erreicht werden kann. Die Ausstellung soll erstmals einen Überblick über die Voraussetzungen und Strategien der Personenfotografie seit den 60er Jahren anhand von herausragenden Werken geben, in denen dem ‚Kontrakt des Fotografen‘ eine zentrale, das Bild konstituierende Funktion zukommt.
Die Ausstellung „Der Kontrakt des Fotografen“ gibt einen Überblick über einen besonderen Zweig der Personenfotografie in der Kunst der Gegenwart, der auf einer Verabredung zwischen dem Fotografen und den von ihm porträtierten Personen basiert. In der Ausstellung sind sechzehn Künstler aus der Zeit von 1975 bis heute vertreten: Tina Barney, Richard Billingham, Jeff Burton, Clegg & Guttmann, Patrick Faigenbaum, Angela Fensch, Jitka Hanzlová, Peter Hujar, Marjaana Kella, Boris Michailow, Ashkan Sahihi, Thomas Struth, Andy Warhol, Miwa Yanagi und Shizuka Yokomizo. Der Idee des Vertrags liegt die Vorstellung zugrunde, dass autonome Personen eine Verabredung treffen, die auf den Erfolg aller am Vertrag beteiligten Personen zielt. Übertragen auf die Fotografie bedeutet dies eine gemeinsame Arbeit am Bild, bei der der Fotograf in der Regel den Rahmen setzt, während die dargestellten Personen sich mit zum Teil hoher Risikobereitschaft und persönlichem Engagement an dem Prozess beteiligen und ihn wesentlich prägen.
Die in England lebende Künstlerin Shizuka Yokomizo beispielsweise hat Adressen von mehreren, ihr vorher unbekannten Personen recherchiert und ihnen eine Art Vertragsbrief geschickt. In diesem hat sie die Adressaten gebeten, sich zu einer bestimmten Uhrzeit an das Fenster ihrer Wohnung zu stellen, um sich dort anonym fotografieren zu lassen. Wollten sie nicht an dem Projekt teilnehmen, konnten sie ihre Ablehnung durch das Zuziehen der Vorhänge deutlich machen. Tina Barney zielt mit ihrer Serie „The Europeans“ auf den Wunsch nach Repräsentation, der tief in der bürgerlichen Fotografie des 19. Jahrhunderts wurzelt. Barney dokumentiert die ausladende Selbstinszenierung der europäischen „Upper Class“, die sich in überbordenden Interieurs und einer geradezu barocken körperlichen Haltung äußert. Ihre Protagonisten sind Erben des 19. Jahrhunderts. In den Bildern von Marjaana Kella ist der Erkenntnisgewinn der wesentliche Bestandteil der Verabredung. Sie hat Freiwillige zu Hypnosesitzungen in ihr Studio eingeladen und dabei porträtiert. Während die Fotografierten an einem außergewöhnlichen Projekt teilnehmen konnten, hat Kella mit dieser Serie Fragen der Gattung Fotografie verhandelt.