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Museum Schloss Fellenberg


Torstr. 45a
66663 Merzig
Tel.: 06861 7930 30
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 14.00-17.00 Uhr

1914 – Leben vor 100 Jahren im Landkreis

04.05.2014 - 06.09.2015

Das Jahr 1914 wurde in den vergangenen Wochen und Monaten immer unter dem Aspekt des 1. Weltkrieges betrachtet, der in diesem Jahr begann. Mobilmachungen, Kriegesberichterstattungen, Meldungen über Gefallene bildeten ab Kriegsausbruch die Schlagzeilen der damaligen Presse.
Aber wie lebten die Menschen damals im Landkreis Merzig-Wadern? Mit dieser Frage beschäftigte man sich intensiv im Museum Schloss Fellenberg und heraus gekommen ist eine feine Heimatausstellung, die in einem der repräsentativen Ausstellungsräume im Obergeschoss im Schloss zu sehen ist.
Hier ein kleiner Vorgeschmack von einem Ausflug in die Vergangenheit:
Auf einem Banner von Anfang 1914 ist die Bevölkerung von Büdingen zu sehen, wie ausgelassen Fastnacht gefeiert wird. Es ist ein sehr heiteres, lustiges Bild und lädt zum Mitfeiern ein. Wie tragisch das weitere Jahr dann verlief, ahnte damals wohl niemand.
Schauen wir uns ein wenig die damalige Situation im Kreis an. Damals hieß es noch Kreis. Wadern war noch nicht Stadt, die Verbindung erfolgte erst 1946. Merzig war 1914 bereits 57 Jahre lang Stadt. Landrat im Kreis war Dr. Karl Eugen Haniel. Haniel wohnte im Fellenbergschlösschen. Es wurde extra für ihn 1914 vom Kreis aufwendig renoviert. Zur Feier der abgeschlossenen Baumaßnahmen lud er den gesamten Kreistag - es waren damals 25 Kreistagsmitglieder - Anfang April 1914 zu einem Gabelfrühstück in das neu renovierte Schloss ein. So heißt es im Bericht des Kreistages vom 04. April 1914. Das Gabelfrühstück ist ein zweites Frühstück und besteht aus kalten und warmen Speisen. Es wird so genannt, da man im Stehen einzelne Häppchen mit der Gabel aufnahm.
Bürgermeister in Merzig war Ernst Christian Thiel. Er wohnte mit seiner Familie in der „Thiels-Villa“, die er 1891 erbauen ließ. Noch heute wird die Villa von der Familie Thiel bewohnt. Ernst Christian Thiel hatte sieben Kinder, drei von ihnen fielen bereits Anfang des Krieges.
Pastor in St. Peter war Anton Müller, in der evangelischen Kirche war es Hermann Gerhard Reiners. Um 1910 lebten im Kreis 995 Protestanten, 49 836 Katholiken und 395 Juden.
Geheiratet wurde damals in einem schwarzen Brautkleid. Dieses Kleid konnte später „aufgetragen“ werden. Dazu trug die Braut einen weißen Schleier, der entfiel allerdings, wenn die Braut „in anderen Umständen“ war. Brautpaare ließen sich gerne vom Fotografen Bergmann ablichten. Das Merziger Fotogeschäft Bergmann gab es bis in die 1960er Jahre.
Zum Wäschewaschen gingen die Merziger Frauen an den Seffersbach. Der Waschvorgang wurde kniend erledigt. Die Wäsche wurde mit den Händen gewaschen, geklopft, gespült und auf eine Grasfläche zum Bleichen gelegt. Sie musste mehrmals nass gemacht werden, damit sie sauber und weiß wurde. Die Frauen hatten nach dem Waschtag immer rissige Hände. Dieser Aufwand erklärt, warum das Wechseln der Wäsche früher eher sparsam erfolgte.
70 Schulen gab es damals im Landkreis. Es waren Volksschulen, Berufsschulen, Werkschulen, Privatschulen und die Höhere Mädchenschule (das heutige Peter Wust Gymnasium) und die Höhere Knabenschule (das heutige Gymnasium am Stefansberg). Bereits Mitte Oktober 1914 traten 19 Schüler der höheren Klassen freiwillig in das Heer, in die Jugendkompanie ein.
Der Merziger Stadtpark diente seit 1901 zur Erholung und war auch Stätte für größere Veranstaltungen. Baden konnte man an der Saar und für entsprechende kurzweilige Abwechslung sorgte das Kaiserkino, das gab es seit 1912. Kleider konnten bei ‚Ronellenfitsch’ und bei ‚Olk’ und Bücher bei den Buchhandlungen Becker-Krapp, Haffner und Regler gekauft werden. Für das tägliche Brot sorgte die Bäckerei Tinnes und für das Fleisch die Metzgerei Rieff. Dazu schmeckte das Saarfürst-Bier vorzüglich, das gab es seit 1864 oder ein Glas Wein vom eigenen Merziger Weinanbau. Gaststätten gab es damals reichlich in Merzig zum Beispiel um nur einige zu nennen das „Gasthaus zur Post“ und der „Trierische Hof“ – heute leider nicht mehr vorhanden. Spätheimkehrer brauchten keine Angst zu haben, denn die Straßen in Merzig waren seit 1887 mit Gas beleuchtet. In kleineren Orten dauerte das leider noch etwas länger. Losheim bekam 1914 Elektrizität.
Das 1. Postauto fuhr am 1. Juli 1914 von Losheim über Weiskirchen nach Wadern. Bei Ausbruch des Krieges wurden Fahrer und Auto eingezogen und an die Westfront abkommandiert.
Viele Leihgeber haben zum entstehen dieser Ausstellung beigetragen. Über unseren kleinen Ausstellungsausflug könnte noch viel mehr berichtet werden, am besten die Ausstellung im neuen Jahr besuchen.

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