Mit der Präsentation der Zeichnungen von Fred Sandback (1943—2003) erfüllt sich das Museum Wiesbaden einen lange gehegten Wunsch. Bereits vor einigen Jahren wurden Arbeiten des Künstlers für die Sammlung erworben, die nun erstmals in größerem Kontext vorgestellt werden können.
Das Werk Sandbacks steht für eine der zentralen Positionen nordamerikanischer Kunst der letzten 50 Jahre. Schon mit der geringsten Setzung — dem Ziehen einfacher Geraden auf einem Stück Papier — entsteht bei Sandback eine Räumlichkeit, die nicht nur das eigentlich Gezeichnete umfasst, sondern darüber hinausgehend auch einen Umraum vorstellt. Dass dabei die verwendeten Bildmittel — sprich: Linie in Fläche und Raum — in der Zeichnung wie in der skulpturalen Ausführung (mittels Draht, Garn oder Gummischnüren) fast deckungsgleich sind, trägt zum engen Verhältnis dieser Medien in seinem Werk bei.
Dabei bleibt auch in der räumlichen Ausführung die plastische Dimension letztlich bloß vorgestellt, da nur Umrisse und keine Körper gegeben werden. In der Zeichnung aber verschärft sich der Grad der Abstraktion noch, indem auch der Raum, in dem sich diese Linien befinden, erst visuell definiert werden muss. Die Zeichnungen Sandbacks dienen in seinem Werk weniger der skizzenhaften Vorbereitung später ausgeführter Verspannungen im Raum, sondern sind vielmehr als zusätzliche Ebene im Konzept, mithin als erweitertes Ausdrucksmittel seiner Kunst zu sehen.
Die zuvor in Winterthur und Bottrop gezeigte Retrospektive der Zeichnungen wird in Wiesbaden ergänzt durch zentrale skulpturale Arbeiten, welche das Verhältnis zwischen der Zeichnung und den Arbeiten im Raum in besonderem Maße anschaulich werden lassen.