24.01.2010 - 05.04.2010
Seit vielen Jahren arbeitet die Münchnerin Jutta Bosch an synästhetischen, klangbildnerischen Monumentalprojekten, im Rahmen derer sie parallel zum Hören klassischer Musik umfangreiche Gemäldezyklen entwickelt. Dazu hört sie die jeweiligen Kompositionen in ihrer Gesamtheit nicht einfach von vorne bis hinten durch, sondern segmentiert sie in einzelne Klangsequenzen, die sie in schier unendlichen Wiederholungen abruft, um die unmittelbaren visuellen Eindrücke die sie auslösen, in Echtzeit und nicht etwa nur aus der Erinnerung malerisch zu rekapitulieren. Auf diese Weise entsteht das umfangreiche malerische »Material« der audiovisuellen Gesamtkunstwerke Jutta Boschs, die sie selbst als Continuen bezeichnet. Auch in Mon Coeur, ihrem aktuellen Projekt, das sie zu neun berühmten Opernarien, die in legendären Aufführungen von Maria Callas interpretiert wurden, entwickelt hat, geht es der Künstlerin darum, den Klangkörper der an sich körperlosen Musik sichtbar zu machen. Denn genau wie die einzelnen Töne einer Melodie aufglimmen und verlöschen, um vom nächsten abgelöst zu werden, entstehen die jeweiligen Bilder, indem sie aus dem ihnen jeweils Vorausgehenden hervorgehen um, wie in einem einzigen Farbfluss im Nachfolgenden aufzulösen. Jutta Bosch geht es bei aller Präzision ihres Vorgehens also nicht um die buchhalterische Aneinanderreihung einzelner Bilder, sondern darum, die diversen optischen Frequenzen soweit zu stimulieren, bis die einzelnen Wellenlängen zu einem visuellen Eindruck verschmelzen. Als einzelne Phänomene sind sie (lediglich) das gemalte Äquivalent des in der Wahrnehmung der Künstlerin entstandenen Sehbildes. In ihrer Gesamtheit aber werden sie zu einer musikalisch inspirierten visuellen Spur geschauter Innen-Welt.
Neben dem Gemäldezyklus bietet die Ausstellung Gelegenheit, die komplette Audiovision, das heißt den gesamten Bildfluss zur Musik zu hören und zu sehen. Ein filmisches Porträt über die Künstlerin verdeutlicht ihre Arbeitsweise.