Mit der Sonderausstellung „Die Geburtsstunde der Fotografie. Meilensteine der Gernsheim-Collection“ präsentiert das Forum Internationale Photographie (FIP) der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Höhepunkte aus zwei Jahrhunderten Fotografiegeschichte. In Hommage an den Foto-Pionier Helmut Gernsheim (1913-1995) vereint die Ausstellung anlässlich seines 100. Geburtstages erstmals nach einem halben Jahrhundert die beiden Teile seiner einzigartigen Fotosammlung. Unter den zahlreichen fotohistorischen Meilensteinen ist ein ganz besonderes Glanzstück zu sehen: die „erste Fotografie der Welt“, eine Landschaftsaufnahme aufgenommen von Joseph Nicéphore Niépce im Jahr 1826.
Mit insgesamt 250 Exponaten gewährt die Ausstellung vom 9. September 2012 bis zum 6. Januar 2013 einen bisher nie dagewesen Einblick in die Fotografie des 19. und 20. Jahrhunderts mit ihren unterschiedlichen Positionen – der Besucher verfolgt die Entwicklung der Bilder von den ersten Daguerreotypien über die Viktorianische Epoche bis hin zu den Meisterwerken zeitgenössischer Fotografen, die das kollektive Bildgedächtnis heute prägen. Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die Zusammenarbeit der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und dem Harry Ransom Center der Universität Texas in Austin, das den historischen Teil der Gernsheim-Sammlung bewahrt.
Dank dieser Kooperation ist die Geburtsstunde der Fotografie nun erstmalig und exklusiv nach einem halben Jahrhundert wieder auf europäischem Boden zu sehen: die erste fotografische Außenaufnahme der Welt, die Heliographie „Blick aus dem Fenster in Le Gras“ des Franzosen Joseph Nicéphore Niépce aus dem Jahr 1826. Nach ihrer letzten Präsentation anlässlich einer Ausstellung im Crystal Palace in Sydenham 1898 galt das Werk über fünf Jahrzehnte als verschollen. Erst nach langjähriger detektivischer Suche spürte Helmut Gernsheim das Bild 1952 in einem eingelagerten Überseekoffer in London wieder auf. Mit dieser sensationellen Entdeckung datierte Gernsheim die Geburtsstunde der Fotografie um dreizehn Jahre vor, galt doch bis zu diesem Zeitpunkt das Jahr 1839 als deren offizielles Erfindungsjahr.
Den Besucher erwartet eine Reise durch die fotografischen Strömungen des 19. Jahrhunderts: vom künstlerisch orientierten Piktorialismus über die frühe Kriegsreportage bis hin zu der in dieser Zeit aufkommenden Reisefotografie. Neben Bildern aus der Anfangszeit der Fotografie zeigt die Präsentation thematisch gegliedert zahlreiche Ikonen der zeitgenössischen Fotografie: Zu sehen sind Werke aus den Bereichen der Akt-, Architektur-, Reise-, Stadt-, Landschafts- und Porträtfotografie ebenso wie experimentelle und journalistische Bilder weltbekannter Fotografen. Die einmalige Zusammenführung der Werke aus dem historischen sowie dem zeitgenössischen Teil der Gernsheim-Sammlung in einer umfassenden Gesamtschau ermöglicht dem Ausstellungsbesucher faszinierende Einblicke in die fast zweihundertjährige Historie der Fotografie.