08.11.2011 - 03.06.2012
Über 200 ausgewählte und teils noch nie gezeigte Aufnahmen laden ein, Japan im Spiegel der historischen Reisefotografie neu zu entdecken. Der Besucher wandelt auf den Spuren der Reisenden des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Er folgt der damals typischen Reiseroute durch die japanische Inselwelt, einer Welt, die durch eine rigorose Abschottungspolitik erst spät in den Bereich des touristisch Möglichen rückte. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts lockte die Faszination für die japanische "terra incognita" ein gut betuchtes Großbürgertum in das sagenumwobene Land der Kirschblüte. Ergänzt werden die Fotografien durch ausgewählte Textpassagen aus zeitgenössischen Reiseberichten.
Die ausgestellten Fotografien dokumentieren in eindrucksvoller Weise sowohl den Aufbruch Japans in die Moderne als auch den Fortbestand traditioneller Lebensweisen. Imposante Städteansichten zeugen von einer rasch fortschreitenden Industrialisierung und Urbanisierung. Im Gegenzug vermitteln die Fotografien von Teehäusern und kunstvoll angelegten Park- und Tempelanlagen einen faszinierenden Eindruck vom Facettenreichtum und dem Fortbestand traditioneller japanischer Kultur.
Der Mensch und seine Lebenswelt bilden einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung. Inszenierte Studioaufnahmen porträtieren Vertreter verschiedenster Berufsstände. Die Fotografien zeigen Japaner als Akteure in Genreszenen wie auch in ihrem häuslichen Umfeld und belegen das enzyklopädische Interesse Europas am japanischen Alltagsleben.
Unter den exquisiten Exponaten befinden sich Aufnahmen von bedeutenden Pionieren der Fotografie wie Felice Beato, Baron Raimund von Stillfried, Adolfo Farsari, Tamamura Kozaburo und Kusakabe Kimbei, die die Entwicklung der Fotografie in Japan maßgeblich beeinflusst haben und deren Bilder für die fotografische Rezeptionsästhetik von Japan und seiner Kultur stilbildend wurden.
Als fototechnische Dokumente zeugen die aufwendig von Hand kolorierten Albuminabzüge von der qualitätvollen Japanfotografie des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die die Farbfotografie ein ganzes Jahrhundert vor deren eigentlicher Erfindung vorweg zu nehmen scheint und daher bis heute so faszinierend wirkt.
Die Ausstellung präsentiert unter anderem auch ein seltenes privates Fotoalbum, das den Alltag einer deutschen Unternehmerfamilie in Japan abseits aller touristischen Vorgaben und gewählten Inszenierungen aus einer völlig anderen Perspektive zeigt. Als authentische Zeugnisse eröffnen die privaten Albumbilder einen besonderen sozio-historischen Einblick auf den deutsch-japanischen Kulturkontakt.