Unter dem Titel "Moderne Zeiten" präsentiert die Nationalgalerie ihren reichen Bestand zur Klassischen Moderne im Mies van der Rohe-Bau. Der Fokus der Sammlungspräsentation liegt ganz auf der Epoche von 1900 bis 1945, die damit ausgreifender und vielschichtiger als bisher vorgestellt werden kann. "Moderne Zeiten" lenkt den Blick auf Hauptwerke der modernen Malerei und Bildhauerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Höhepunkte aus Expressionismus, Dada, Neuer Sachlichkeit, Bauhaus-Kunst und Surrealismus sind in der Sammlung der Nationalgalerie glanzvoll vereint: Von jenem monumentalen Fries, den Edvard Munch 1906/07 für die Berliner Kammerspiele malte, über Ernst Ludwig Kirchners kraftvolles Hauptwerk "Potsdamer Platz" von 1914 bis hin zu den "Zwei Schwestern" von Fernand Léger mit ihren industriell anmutenden Körpern von 1935. Vorgestellt wird jedoch nicht nur der Kanon der Avantgarden, sondern auch die Vielfalt der Kunst zwischen Figuration und Abstraktion.
Eine weitere, bedeutende Dimension erfährt die Sammlungspräsentation durch fortwährende Verweise auf die Geschichte der Nationalgalerie, die mit ihrer tiefen Verflechtung in die deutschen Ereignisse des 20. Jahrhunderts als diesbezüglich einzigartig gelten kann. So verlor die Nationalgalerie durch den nationalsozialistischen Bildersturm beispielsweise über 500 Kunstwerke. Innerhalb der aktuellen Sammlungspräsentation erinnern Fotografien an ausgewählte Hauptwerke, die ehemals zum Bestand der Nationalgalerie gehörten. Die Präsentation "Moderne Zeiten" bietet daher einerseits den höchsten ästhetischen Genuss von Kunst, andererseits regt sie auch an zur Reflexion über Geschichte, Kunst und Politik.
Der Gang durch die Sammlung folgt nicht streng der Chronologie, sondern wechselt zwischen Künstler-, Themen- und Zeiträumen. Zwei Ausstellungssektionen setzen sich durch ihre Gestaltung von den übrigen Bereichen ab. Zum einen ist dies ein Raum, den das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin in eigener Regie mit Zeichnungen und Grafiken aus ihrem reichen Bestand bespielt. Zum anderen handelt es sich um eine Sektion, welche der Gattung des Porträts gewidmet ist. Dort ist eine Vielzahl unterschiedlichster Porträts collageartig arrangiert, um den Variantenreichtum der in der Sammlung vertretenen Bildnisse vorzuführen. Eine Art geistige Schirmherrschaft übernimmt Charlie Chaplin. Mit dem Titel seines berühmten Filmes »Modern Times« (1936), einer Satire auf die moderne Arbeitswelt, ist die aktuelle Sammlungspräsentation in der Neuen Nationalgalerie überschrieben.
"Moderne Zeiten" ist der erste einer auf zwei Teile angelegten Präsentation der Sammlungsbestände der Nationalgalerie zum 20. Jahrhundert. Im Anschluss an die Klassische Moderne werden ab Herbst 2011 Werke aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt.