Was kann oder muß eigentlich eine Photographie zeigen, bzw. leisten? Mit dieser Frage setzt sich der Künstler Michael Wesely seit über zwanzig Jahren intensiv auseinander. Er reflektierte das Medium über seine technischen Parameter: die Form der Blende (American Landscape 1999-2000, Ostdeutschland 2002-2005) , das „System Kamera“ als solches (Salzburg 1990), die Belichtungszeit (Reisezeit 1991-1993, Potsdamer Platz 1997-2005).
Zeit ist einer der zentralen Gestaltungsfaktoren seines Schaffens. In extremen Langzeitbelichtungen – über Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre – erforscht der Künstler mit seinen teilweise auch selbst konstruierten Kameras die Welt.
Was Wesely praktiziert, ist das Gegenteil der auf den entscheidenden „Augenblick“ fixierten Photographie. Sein Wahrnehmungsmodus ist gekennzeichnet von einer Idee der Verlagerung von Bildern in den Kopf des Betrachters hinein. Seine Bilder liefern nur wenige Realitätsfragmente.
Das Ergebnis ist ein befremdlicher Blick auf die Welt, der die Erwartungen an die darstellende Funktion der Photographie ins Leere laufen lässt. So rufen Weselys Aufnahmen ins Bewusstsein, dass sowohl die Kamera als auch das eigene Auge alles andere sind als objektive Wahrnehmungsinstrumente.
„Für mich entscheidend ist die Unterwanderung der Repräsentation, die ja letztlich das Wesen der Fotografie ausmacht. Meine Bilder liefern nur einen Bruchteil des zu erwartenden Bildes. Der Betrachter kann/darf, oder sogar muss sich zu evozierten Realitätsfragmenten positionieren.“
Michael Wesely (*1963 in München) lebt in Berlin.