23.05.2009 - 05.07.2009
Einladungen mit dem Titel “Design meets Art” oder ähnlichen überschwemmen seit zwei oder drei paar Jahren zunehmend die Tische von Kunstliebhabern, Designsammlern, Museumsdirektoren, Kuratoren und Kritikern. Die Protagonisten werden als “Wanderer zwischen den Welten” beschrieben oder mit ähnlich pathetischen Bezeichnungen geadelt.
Als ein Ausstellungshaus, wie das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, das sich in seinem Programm gerade solchen “Grenzgängen” verschrieben hat, muß diese Thematik geradezu notwendigerweise im Fokus stehen. Ist das Zusammengehen von Design und Kunst ein Teil jener “Konvergenz”, die wir immer wieder in unseren Ausstellungen beschreiben? ...
... oder ist Designkunst ein vorrangig kommerzielles Phänomen? Auktionshäuser in aller Welt besetzen diesen Begriff seit 2006 und kreieren mit grossem Erfolg unter diesem Dachbegriff ein neues Marktsegment. Zunehmend stellen Galerien Designer im Rahmen ihres Programm auf. Albion und Haunch of Venison oder die Star-Kunst-Galeristen Gagosian oder Jablonka zeigen die Arbeiten von Designern wie Lovegrove oder Arad – Patrick Seguin, der Inbegriff des Designgaleristen für das Design des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts inszeniert die Möbelobjekte des Künstlers Richard Prince.
Wo ist die Grenze zwischen Kunst und Design? Eine Antwort kommt von Charles Eames, dem einflußreichsten Designer des 20sten Jahrhunderts: “Design is an expression of purpose,” sagte er. “It may (if it is good enough) later be judged as art.” Die Antwort aktueller, junger Designer fällt pragmatischer aus: „Eine klare Grenze zwischen Produktdesign und Kunst gibt es doch heutzutge gar nicht mehr“, erklärt der spanische Designer Jaime Hayon. Und die vorerst letzte Antwort auf die Frage gibt der neue Begriff der „design-art“.
Künstler untersuchen die wechselhaften Funktionen der Skulptur und unterlaufen dabei – wie Franz West und andere – die Grenzen zwischen Kunst und Design, dem “freien” und “angewandten” Schaffen, in dem sie Mischformen aus beiden Bereichen entstehen lassen. Im Gegenzug entdecken Designer wie Ron Arad oder Marc Newson in immer stärkerem Maße die skulpturalen Qualitäten des Design. Sie entfernen sich von einer Grundbedingtheit des Designs – nämlich seiner Funktionalität – und der inhärenten Möglichkeit der beliebig großen Reproduzierbarkeit und schaffen unique Stücke oder kleine Editionen. Die Grenzen zwischen den „fine“ und den „decorative“ arts verschwimmen.
Die Ausstellung im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft stellt die Kunst- und Designobjekte wertfrei nebeneinander in unserer Ausstellung “UFO” aus – und so wie das „Unidentifizierte Flug-Objekt“, das hinter der Abkürzung UFO steht, Phänomene bezeichnet, die im Moment ihrer Beobachtung nicht eindeutig identifiziert werden können, und erhofft, dass der Besucher der Ausstellung angesichts einer Glocke des Designers Marcel Wanders möglicherweise an ein Kunstobjekt von Jeff Koons denkt, und vor den Möbeln des Künstlers Richard Prince Objekte des Möbelentwerfers Jean Prouvé assoziiert.
Was macht den Unterschied?: „Ich glaube auch, dass die Perspektive den Unterschied macht“, so Konstantin Grcic. „Allerdings halte ich nicht die Perspektive auf das fertige Objekt, sondern die Perspektive während des Entstehungsprozesses für entscheidungsrelevant: Was ist meine Perspektive, mein Motiv als Schaffender? Will ich ein Industrieprodukt gestalten oder ein Kunstwerk erschaffen? Beides kann letztlich zu demselben Ergebnis führen – aber dann vollkommen unterschiedlich konnotiert sein.”
Zu den Künstlern/Designern in der Ausstellung zählen David Adjaye – Ron Arad – Richard Artschwager – Ronan + Erwan Bouroulle – Fernando + Humberto Campana – Hussein Chalayan – Frédéric Dedelley – Martino Gamper – Liam Gillick – Johanna Grawunder –Konstantin Grcic – Zaha Hadid – Studio Job – Donald Judd – Mona Hatoum – Arik Levy – Ross Lovegrove – Marc Newson –Tom Price – Richard Prince – Rolf Sachs – Tejo Remy – Ettore Sottsass – Haim Steinbach – Kram/Weisshaar – Marcel Wanders – Franz West – Andrea Zittel – Jorge Pardo. Viele der ausgestellten Arbeiten zählen zu den Kultobjekten des Design, wie etwa Marc NewsonÂ’s “Lockheed Lounge”, andere werden gerade erst produziert, wie die Objekte von Ron Arad, oder sind noch nicht in Deutschland gezeigt worden wie die Möbel-Objekte des bildenden Künstlers Richard Prince.