30.03.2012 - 06.05.2012
Unter dem Titel BILDERWANDELBILDER zeigt das Oberhessische Museum Malerei von Antonio Marra und Skulpturen von Raimund Göbner. Dieser verweist auf die metamorphotischen Qualitäten, die in den Wandelbildern Marras ebenso enthalten sind, wie in den sich durch das Umschreiten verändernden Ansichten der Skulpturen von Raimund Göbner. Die Bilder Marras zwingen uns, durch ihre besondere Technik, zur Veränderung des Betrachterstandpunktes, wie es für die Wahrnehmung von Skulpturen selbstverständlich ist.
Verändern Sie Ihre Position und Sie werden Überraschungen erleben, aber auch feststellen, dass die geometrisierten Bilderwelten und die linearen Artikulationen der Holzvolumen zu neuen inhaltlichen Ebenen führen, die jeweils weit über sich
hinausweisen. Alle Kunst will die Überwindung der äußeren Erscheinung und in das Wesenhafte vordringen. Dies liegt sowohl den geometrischen und symetrischen Wandelbildern Marras zugrunde, die uns verunsichern, als auch den
kräftigen Figuren Raimund Göbners, mit ihren vielfältigen Ansichten des Alltagslebens.
Antonio Marra stellt seine konkreten, optischen Ordnungen durch die verspielten kantigen Farbströme in Frage und löst sie in samtene Fernwehfreuden auf. Die Linien und Farbflächen hinterfangen und durchziehen sich in erstaunlicher Leichtigkeit und Vielfalt und mischen die wechselnden Ebenen von innen und außen. Dies ist ein Anliegen der Marraschen Befreiung von der Zentralperspektive, die Vision einer neuen Offenheit des Bildes, die uns bewegt.
Die Holzskulpturen von Göbner, die den Alltag schildern, sind Artikulationen von Volumen als lebendiger Vorgang. Durch seine Sichtweise gelangen wir zu tieferen Einsichten. Es geht nicht um Ideale, sondern um allgemeine Wirklichkeiten, um
realité im Sinne Émile Zolas. Seine Arbeiten zeigen ein freudvolles Wissen, lebendig, liebend. Er hebt nicht den sozialkritisch mahnenden Finger. Vielmehr ist er uns Menschen zugetan und kann den gravierenden Konflikt, der Leben bedeutet bildnerisch gestalten. Angerührt stehen wir vor seinen Arbeiten und stellen fest, dass auch wir getroffen sind. So verändert er unseren Standpunkt zum Du, zur bergenden menschlichen Kraft.