Oberpfälzer Künstlerhaus

Ich verlange von einer Stadt, in der ich leben soll: Asphalt, Straßenspülung, Haustorschlüssel, Luftheizung, Warmwasserleitung.Gemütlich bin ich selbst.
Karl Kraus: Pro Domo et Mundo, 1912
Ausgehend von Karl Kraus`s Zitat stellen die drei in München lebenden Künstler Beate Engl, Martin Schmidt und Olaf Unverzart eine speziell auf die Räume des Oberpfälzer Künstlerhauses zugeschnittene Ausstellung zusammen, deren Spannung aus der Gegenüberstellung der jeweiligen individuellen Arbeitsansätze erwächst und die eigenständigen Positionen ineinander verschränkt. Die Vermischung der unterschiedlichen Techniken, die von Fotografie und Zeichnung, Objekten und Installationen bis hin zu raumbezogenen und ortspezifischen Arbeiten reicht, fügt sich zu einem Gesamtambiente, das sich der Hinterfragung des Bruches von Gemütlichkeit und Unbehaglichkeit widmet. Dabei setzen die Künstler bereits vorhandene Arbeiten sowie neu entwickelte Arbeiten in den inhaltlichen Kontext und konfrontieren widersprüchliche Begriffe konservativer Wertschöpfung mit der Realität modernen Lebens: Natursehnsucht und Häuslichkeit, Verinnerlichung und Leistungsorientierung, Romantik und Biedermeier, bürgerliche Idylle und politischer Aufbruch, Rückzug ins Private und internationale Krisen. Dabei steht die Widersprüchlichkeit des Biedermeiers als historische Epoche sinnbildlich Pate als künstlerische Reibungsfläche, die Suche nach dem „Vollglück in der Beschränkung“ wie es Jean Paul beschreibt oder um es augenzwinkernd mit Spitzweg auszudrücken: Es gärt unter der Oberfläche der sogenannten heilen Welt, Regen tropft durch ein Loch im Dach auf den „Armen Poeten“ und es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange der Rettungsschirm die Realität von ihm abhält.