Mit der Einzelausstellung Volker Stelzmann rückt das Osthaus Museum Hagen einen der wichtigsten zeitgenössischen deutschen Maler in den Mittelpunkt öffentlichen Interesses und würdigt das Lebenswerk des Künstlers mit dem Karl Ernst Osthaus-Preis der Stadt Hagen.
1940 in Dresden geboren, lehrte der nun annähernd 75-jährige Künstler Volker Stelzmann ab 1975 in Leipzig und ab 1982 als Professor an der Hochschule für Graphik und Buchkunst, bevor er 1986 nach einer Ausstellungseröffnung in Westberlin blieb. Seiner einjährigen Gastprofessur an der Städelschule in Frankfurt am Main folgte ab 1988 ein Lehrstuhl für Malerei an der Hochschule der Künste Berlin. Seit 2006 emeritiert, widmet er sich heute gänzlich seiner Malerei.
Volker Stelzmanns Rolle im deutsch-deutschen Bilderstreit war lange kontrovers diskutiert und von Anfeindungen begleitet worden. Seine individuelle Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte erzählt er höchstens versteckt, in Parabeln biblischer oder zeitgenössischer Geschichten. Viel mehr interessieren ihn aber die Grundfragen menschlicher Existenz und die Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten menschlichen Miteinanders.
Seine altmeisterlich gemalten Bilder sind geprägt von mannigfaltigen Figurenkompositionen, die aus einem angedeuteten, dunklen engen Hintergrund heraustreten. Besonders die Körperhaltung der Personen verwundert den Betrachter: Es erscheinen Frauen und Männer, gehend, gebückt oder in ausholender, bewegender Gebärde vor großstädtischen Straßen- und in neutestamentarischen Bibelszenen. Die Passionsgeschichte mit der Darstellung der Kreuztragung oder Abendmahlszenen ist in seinen Werken von besonderem Interesse, da sich in ihr einerseits die philosophische Dimension des Menschseins am deutlichsten stellt und diese dem Künstler andererseits ein weites Feld an kunsthistorischen formalen und ikonographischen Bezügen öffnet.
In seinen zuweilen grotesk wirkenden Bildern ergründet Stelzmann mit der ihm eigenen subtilen Ironie die gesellschaftliche Identität, die in ihr lebenden menschlichen Charaktere mit all ihren Verhaltensweisen. Abwesende Blicke aus überzeichneten, marionettenhaften und sprachlosen Gesichtern enthüllen einsame Seelen der Gesellschaft und geben in faszinierender Weise Stelzmanns schonungsloses, aber immer zugleich humanes Menschenbild wieder, das den Betrachter zu eigenen philosophischen Überlegungen anregt.
Anhand einer Auswahl von rund 60 Gemälden sowie 40 Handzeichnungen präsentiert die Ausstellung im Osthaus Museum Hagen einen Überblick über das Lebenswerk des Berliner Künstlers, von den 1970er Jahren bis in sein aktuelles Schaffen.