In einem auf Französisch geführten Interview aus dem Jahr 1927 bemerkte der Kunsthändler Alfred Flechtheim, dass er seinem Pariser Kollegen Daniel- Henry Kahnweiler sehr viel zu verdanken habe und deshalb auch der sei, der er gerade ist. Flechtheims Äußerung „Ce qui je suis maintenant“ liefert den Titel zu einer Gruppenausstellung mit Arbeiten von 17 Künstler/Innen, die sich mit dem Leben Alfred Flechtheims auseinander setzen und schauen, was der 1878 in Münster geborene und 1937 in London verstorbene Kunsthändler und Sammler heute noch sein kann. Alle beteiligten Künstler/Innen haben jeweils zwei Werke (Malerei, Zeichnung, Skulpturen, Videoarbeit, Fotografie) speziell für diese Ausstellung angefertigt. In Anlehnung an Flechtheims damalige Wohnräume in der Berliner Bleibtreustraße werden die Bilder, Skulpturen, Zeichnungen, Videos und Fotografien zu einem Zimmer arrangiert.
Die Künstler haben sich schwerpunktmäßig mit Alfred Flechtheim in seiner Eigenschaft als damals international vernetzter Sammler und Kunsthändler beschäftigt. Flechtheim ist bis heute bekannt als Avantgarde- Kenner und Förderer. Ferner greifen die Arbeiten z.B. von Rosa Loy und Andrea Lehmann insbesondere die Rolle von Betti Flechtheim, Alfreds Frau, heraus, die es überhaupt erst ermöglichte, dass Flechtheim als Händler und Sammler agieren konnte. Andere beschäftigen sich mit seinem schwierigen Schicksal, die Enteignung, das Exil in London, die Bedrohung durch die Nazis (Heike Ruschmeyer). Andere Künstler - wie Jonny Star in ihrer Bronzeskulptur - zeigen, dass Flechtheim auch bis zuletzt Pläne für die Zukunft hatte und sich vorstellte, wie sein Handel nach der Nazizeit weitergehen könnte.
Ein wichtiges Ziel der Ausstellung ist es, Flechtheims einzigartige Bedeutung, seine Leidenschaft und Liebe für die Kunst und sein Engagement in widrigen Zeiten nicht nur zu würdigen und daran zu erinnern, sondern im Rahmen einer vielfältigen, künstlerischen Auseinandersetzung weiter in die Gegenwart und Zukunft zu tragen.
Nachdem das Flechtheim- Zimmer unter der Leitung von Claudia Cosmo im Kölner ROMPONE artspace seinen Ausgangspunkt gefunden hatte, wird es ab Januar 2015 in erweiterter Form im Osthaus Museum Hagen zu sehen sein.