12.11.2011 - 31.03.2012
Weltweit ist der Hochdruck seit Jahrhunderten das wohl älteste und erfolgreichste Druckverfahren, wenn es darum geht, Botschaften auf einfache Weise und dennoch artifizielle Art zu vervielfältigen und zu verbreiten.
Zu sehen sind nicht nur neuere Kunstwerke, sondern unter anderem auch ein Druckstock aus indisch-buddhistischer Tradition, aus einer Zeit fast ein halbes Jahrhundert vor Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Ein alter tibetanischer Druckstock und dessen Abdruck einer besonderen Buddha-Figur eröffnet den Gang durch die Jahrhunderte im Museum.
In Nachdrucken sind in der Ausstellung drei frühe, einfarbige japanische Holzschnitte (17. und 18. Jahrhundert) vertreten, die die Raffinesse der aus der Tuschezeichnung entstehenden asiatischen Holzschnittkunst klar aufzeigen.
Im europäischen Kulturraum erreichte der Holzschnitt als Hochdruck in der Renaissance bzw. der nordeuropäischen Gotik seine erste Hochzeit. Mit dem Einsetzen des Buchdruckes (Gutenberg 1456) wird der Hochdruck das entscheidende Mittel des Bildtransportes. Als herausragende Beispiele sind in dieser Ausstellung je ein Bild des jungen Albrecht Dürer von 1494 für das Narrenschiff von Sebastian Brant, Urs Graf und Hans von Weiditz zu sehen. Damit wird der Holzschnitt zum Massenkommunikationsmittel, das dann in der Reformation zum mit entscheidenden Faktor für die Auseinandersetzungen der Konfessionen wird.
Mit dem Aufkommen der Lithographie, der vervielfältigenden Fotografie und der sich daraus ableitenden anderen Druckverfahren bis hin zum Offsetdruck und dem heutigen digitalen Verfahren verliert der Hochdruck zwar den Massencharakter, wird aber immer wieder das Mittel, wenn Künstler sich unmittelbar und unabhängig von komplexer Technik und von den sie kontrollierenden Kräften ausdrücken möchten. Der Holzschnitt ist das Mittel der künstlerischen Selbstbestimmung, der Autarkie und oftmals auch des gesellschaftlichen Aufbruchs. Dafür stehen in dieser Ausstellung die expressionistischen Bilder von Christian Rohlfs (1849 - 1938) und Max Pechstein (1881 - 1955), die als Gegenentwurf zur Ästhetik der Wilhelminischen Ära bewusst archaisch gestalten. Einen anderen Weg geht der französische Holzschneider Gabriel Belot (1882 - 1962), der ein Zurück zur Einfachheit und dem natürlichen Leben postuliert.
Otto Pankok und mit ihm die Weggefährten Conrad Felixmüller und Werner Persy sind in dieser Ausstellung ebenso vertreten wie HAP Grieshaber und weitere - auch jüngere - Weggefährten aus Ost und West.
Faszinierend zu entdecken ist, wie sich der Holzschnitt dabei wandelt: von Agitation über private Mitteilungen hin zum Medium eigensinniger Religiosität und farbenprächtigen Impressionen und neuer Einfachheit. Immer aber wirkt dieses künstlerische Medium direkt und deutlich.
"Macht Druck" - das ist nicht nur die Arbeitstechnik des Holzdruckes, das ist auch die künstlerische Einflussnahme auf die jeweilige Zeit, die im Pankok Museum anschaulich vermittelt wird.
Dazu kommt, dass die Besucher selber "Druck machen" können: Im Museum ist eine kleine Handdruck-Station aufgebaut, auf der der Besucher des Museums einige einfache Hochdruck-Motive farbig drucken und abziehen kann.