Andreas Gefeller wird zum Auftakt des diesjährigen Ausstellungsjahres im Palais für aktuelle Kunst in Glückstadt erstmals Arbeiten aus seinen Serien Soma (2000), Supervisions (seit 2002), The Japan Series (2010) und Blank (seit 2010) in einer Ausstellung vereint zeigen. Mit der Ausstellung „Andreas Gefeller – Fotoarbeiten 2000–2014“ des ehemaligen Schülers von Bernhard Prinz soll der Besucher des Palais für aktuelle Kunst verfolgen können, inwieweit der Fotokünstler bis in das gerade begonnene Jahr hinein konsequent und nachvollziehbar vorausgegangene Ansätze miteinander kombiniert und weiterentwickelt. Die malerischen Qualitäten gerade in den deutlich formaler und struktureller auftretenden jüngsten Bildern des Fotografen sollen in den Fokus gerückt werden und nicht nur neue Perspektiven auf seine Motive und Themen, sondern auf die Fotografie als solche eröffnen.
In seinen starr-bizarr wirkenden Fotografien der Serie Soma (2000) hat Andreas Gefeller auf der Ferieninsel Gran Canaria aufgenommene Urlaubssettings mithilfe von extremer Langzeitbelichtung in gespenstisch touristenfreie, ortsentrückte Landschaften von satter Farbigkeit und surreale, dunkle Nachtszenen von bedrückend merkwürdiger Atmosphäre transformiert. Durch Wiederholung der Leere, frei von Sonnenbadenden und Eisessenden, fehlt den Fotos scheinbar das wahre Leben. Obwohl nicht digital nachbearbeitet, übersteigern die Fotografien in ihrer bedrohlichen Erscheinung die Wirklichkeit und konfrontieren den Betrachter sinnbildlich mit der Künstlichkeit von vermeintlichen Paradieswelten.
Technisch aufwändig abgescannt hat Andreas Gefeller für seine Serie Supervisions (seit 2002) Ansichten urbaner Innen- und Außenräume aus der vermeintlichen Vogelperspektive oder anderen Überblickswinkeln und hat diese digital in hunderten von Einzelaufnahmen zu Darstellungen zusammengefügt, die sich auf den ersten Blick wie großflächige abstrakte Bilder geben und erst bei genauerer Betrachtung von topographisch anmutenden Flächen ohne Orientierungspunkt hin zu Lesarten von optischen Phänomenen unserer realen Lebenswelt wie Fußböden, Gebäuden oder Agrarfeldern freigelegt werden können. Wie seziert liegt dem Betrachter die Welt in ihrer Gegensätzlichkeit, in ihren flächig aufgeklappten, jedoch keinesfalls manipulierten Einzelteilen vor Augen.
In The Japan Series (2010) verbindet Gefeller seine Technik der Mehrfachaufnahmen mit denen der Ansichten aus vorgeblich grenzenlosen Perspektiven, wie zum Beispiel in den sogenannten Poles, die wiederholt lotrecht von unten fotografierte Strommasten wiedergeben, welche jedoch nach der darauffolgenden Bildbearbeitung als solche nicht mehr erkennbar sind und die übriggebliebenen Konstrukte aus Kabel und Transformatoren in abstrakte Bildkompositionen vor monochromem Hintergrund verwandeln. Das Gegenständliche verliert an Bedeutung und dem unbefangenen Betrachter zeigt sich die große Versatilität in der Herangehensweise des Künstlers an die unendliche Zahl von visuellen Erscheinungen, die normalerweise übersehen, tatsächlich aber unsere augenscheinliche Bilderwelt bestimmen.
In seiner aktuellsten Serie Blank (seit 2010) macht sich Andreas Gefeller das Spiel mit Kontrasten zunutze und bedient sich des künstlichen Lichts nicht zur Sichtbarmachung von Bildinformationen, sondern zur Mystifikation des Abgebildeten. Ein Teil der Reihe besteht aus kleinformatigen Arbeiten, die nachbearbeitete Satellitenaufnahmen von Großstädten bei Nacht zeigen und gewollt an seine Supervisions erinnern. Im Hauptteil der Serie aus großformatigen Arbeiten belichtet Gefeller die im Nachtschwarz vor die Linse genommene Architektur dermaßen über, dass das Gezeigte auf blankweißem Fotopapier schwindet, der Betrachter regelrecht geblendet wird und das Motiv kaum noch erkennbar ist. Lediglich Konturen von geometrischen Anordnungen bleiben wahrnehmbar und das visuelle Zuviel verschleiert das Fotomotiv zu filigranen abstrakten Formationen.