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Schloss Gottorf - Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen


Hesterberg
24837 Schleswig
Tel.: 04621 813 222
Homepage

Öffnungszeiten:

Apr-Okt: Mo-Fr 10.00-17.00 Uhr
Sa, So 10.00-18.00 Uhr
Nov-Mär: Di-Fr 10.00-16.00 Uhr
Sa-So 10.00-17.00 Uhr

Das Jahr 1950: Brennpunkte in der Kunst in der Reithalle

20.12.2010 - 16.01.2011
Das Jahr 1950: Bis zum 16. Januar setzt sich das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in seiner aktuellen Ausstellung in der Reithalle mit dem "Jahr 1950" und damit mit den "Brennpunkten in der deutscher Kunst der Nachkriegszeit" auseinander. Zu sehen sind Gemälde, Skulpturen und Architekturarbeiten aus der Zeit zwischen 1946 und 1960. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde mit Karl Hofer im Juli 1945 ein Maler zum Direktor der Hochschule der bildenden Künste in Berlin berufen. Politisch unbelastet und künstlerisch unabhängig widmete er sich vor allem auch der kulturpolitischen Arbeit. Er war Gründungsmitglied des Kulturbundes, der sich die demokratische Erneuerung Deutschlands zum Ziel gesetzt hatte, bis 1949 Mitherausgeber der Zeitschrift »Bildende Kunst« und wurde 1950 erster Präsident des wieder gegründeten Deutschen Künstlerbundes. Dennoch fühlte sich Hofer unverstanden: Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland begann die Internationalisierung und Vorherrschaft der abstrakten Kunst mehr und mehr zu verdrängen, wofür der Maler selbst stand: figürliche Kunst. Mit dem Jahr 1950, dem Jahr nach der Gründung zweier deutscher Staaten, begann der Streit zwischen Künstlern, Kritikern und Politikern um Figuration und Abstraktion. Welche Kunst würde die besten Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft bieten? Nur wenige Monate später erreichte die Debatte verschiedene Orte der westdeutschen Republik: Brennpunkte, an denen deutlich wurde, dass die Frage der richtigen Kunst in Wahrheit war: Wie wollen wir leben? Wie können wir leben nach allem, was geschehen ist? Die Konfrontation von Figuration und Abstraktion mündete schließlich 1950 in das erste »Darmstädter Gespräch«, in dem die Überzeugungen kämpferisch vertreten wurden und das eigentlich mit dem Thema »Das Menschenbild unserer Zeit« angekündigt war. Es entbrannte eine polemisch geführte Diskussion über die »richtige« Kunst. Vor diesem Hintergrund hatten sich jüngere wie ältere Künstler zu entscheiden: Viele kehrten ihren Ursprüngen den Rücken, entschieden sich für die Abstraktion und verhalfen dieser Kunstrichtung zur Vorherrschaft. 1945 liegt Deutschland in Schutt und Asche. Viele Städte sind vernichtet. In allen Besatzungszonen herrscht Wohnungsmangel und Lebensmittelknappheit. Doch mit dem Wegräumen der Trümmer, beginnt schon der Wiederaufbau des Landes. Für Stadtplaner und Architekten ideale und einmalige Voraussetzungen, um ihre Idee von der neuen Stadt umzusetzen. Nur wie: alt oder modern? In den Wiederaufbaudebatten in vielen Städten Deutschlands spielt der Streit der Kunst als die Alternative »historisch« oder »modern« eine wesentliche Rolle. Auch Norddeutschland erreichte dieser Streit bald. An den Kunsthochschulen, unter anderem in Hamburg, wurden die Berliner und Darmstädter Ereignisse heftig diskutiert. Schleswig-Holstein ist in vielfacher Hinsicht durch bekannte und heute weniger bekannte Persönlichkeiten mit diesen Ereignissen unmittelbar verbunden. Bis in die Gegenwart prägen jene Bestimmungen und Überzeugungen, die damals formuliert wurden, den Begriff von Kunst im Norden. Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte bewahrt zahlreiche Werkkonvolute in den eigenen Sammlungen, in der Stiftung Horn, in der Georg-Tappert-Stiftung, im Skulpturenpark auf der Schlossinsel, die mit dieser Frage verknüpft sind. Aus Anlass des 20. Jahrestages der deutschen Einheit möchte die Ausstellung wesentliche Frontlinien und Brennpunkte dieser Auseinandersetzungen veranschaulichen, diese in den charakteristischen künstlerischen Auffassungen vorstellen und ihren Einfluss im Norden andeuten. Sie präsentiert bedeutende Werke aus den Jahren 1946 bis um 1960: Bildhauerkunst, Malerei und Architekturideen unter anderem von Karl Hofer, Ernst Wilhelm Nay, Hans Hartung, Karl Hartung, Hans Uhlmann, Bernhard Heiliger, Norbert Kricke, Gerhard Marcks, Gustav Seitz, Waldemar Grzimek und Egon Eiermann.

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