24.04.2009 - 25.10.2009
Die deutsche und dänische Malerei des 19. Jahrhunderts aus eigenem Besitz steht im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung auf Schloß Gottorf, die den Besuchern bis zum 25.Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr in der Galerie des 19. Jahrhunderts offen steht.
Die in den drei Räumen und dem Gang in ihren besten Bildern vorgestellte Sammlung des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte zur Malerei des 19. Jahrhunderts gibt einen Überblick über die künstlerischen Strömungen und Entwicklungen jener Zeit im Norden Deutschlands. Der Kristallisationspunkt der Ausbildung der Künstler im 18. und 19. Jahrhundert war die Kopenhagener Akademie. Hier lernten die Künstler Schleswig-Holsteins und Hamburgs gemeinsam mit denen Dänemarks. Die dänischen Künstler bereisten das damals bis Altona vom dänischen Gesamtstaat regierte Schleswig-Holstein und fanden hier zahlreiche Motive. Daher werden im ersten Saal Bilder dänischer und deutscher Maler der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts vorgestellt. Es wird deutlich, daß die Gattungen Portrait, Landschaft und Historienbild gepflegt wurden.
Erwerbungen der letzten Jahre werden besonders herausgestellt. Im ersten Saal sind es das vorzügliche Portrait von Annette Baronin Brockdorff, gemalt von Friedrich Carl Gröger, das kürzlich als Erbschaft in das Landesmuseum gelangte sowie die von der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein erworbene Landschaft von Jakob Philipp Hackert. An diesem Bild wird deutlich, daß noch aus dem 18. Jahrhundert der Geist einer idealen, arkadischen Landschaft im Sinne des damaligen Antikenverständnisses herrschte.
Im folgenden mittleren Saal wird die neue Auffassung der Landschaft im Sinne einer realistischen Naturdarstellung an etlichen Beispielen belegt. Der Altonaer Maler Louis Gurlitt steht dabei im Zentrum. Er hat ebenso Motive in Italien, wie in Ostholstein oder auch Schloß Gottorf in seiner Landschaft gemalt. Eine reizvolle Gegenüberstellung mit dem Dänen Christian Koebke zeigt dasselbe Motiv – die Marina Piccola auf Capri in Italien – im Abstand von wenigen Jahren von beiden Malern gesehen. Daran ist zu ermessen, wie groß der Anteil von Komposition und Abstraktion auch in einer realistischen Kunst ist. In der Figurenkunst wird ein repräsentatives Portrait Kaiser Wilhelms I., das Carl Steffeck, der Lehrer Max Liebermanns, gemalt hat, der großen Figur eines Christus der Armen von Fritz von Uhde gegenübergestellt.
Der hintere Saal zeigt den Aufbruch in die Moderne, die stellenweise schon unter dem Eindruck des Impressionismus steht, der aus Frankreich auf die Künstler einwirkte. Der Holsteiner Hinrich Wrage hat seine anfangs akademischen Bilder den neuen Einflüssen ebenso geöffnet wie Christian Rohlfs, von dem mit der Weimarer Sternbrücke ein Hauptwerk der Frühzeit gezeigt werden kann. Ein kleines Interieur des dänischen Malers Peter Ilsted zeigt den Fortbestand der Tradition bis in die Zeit des Jugendstils. Um den Zusammenhang zu wahren, wurde dieses von Günther Fielmann geschenkte Werk in der Jugendstilabteilung im Mezzaningeschoß des Schlosses präsentiert. Die Reihe der Portraits in diesem Saal zeigt den Pfälzer Maler Max Slevogt gegenüber Max Liebermann und einem überraschenden Frühwerk des Hannoveraners Kurt Schwitters.
Der lange Barockkorridor ist vollständig dem Werk des Kieler Malers Hans Olde gewidmet, der als Direktor der Akademien in Weimar und Kassel hohes Ansehen genoß. Die Reihe seiner Bilder zeigt einen eigenwilligen Weg von einer naturalistischen Portraitkunst zur Freilichtmalerei unter dem Einfluß der Schule von Barbizon (Francois Millet) bis zu einem farbensatten Impressionismus, der dem Vorbild insbesondere Claude Monets verpflichtet ist.