© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Sprengel Museum Hannover


Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
Tel.: 0511 168-43875
Homepage

Öffnungszeiten:

Di 10.00-20.00 Uhr
Mi-So 10.00-18.00 Uhr

Arne Schmitt: Wenn Gesinnung Form wird / Verflechtungen

08.11.2012 - 03.03.2013

Der Fotograf Arne Schmitt (*1984) konzentriert sich in seiner Arbeit auf die Stadt als Lebensraum, auf gebaute Architektur, die Wege und Verhalten generiert. Als Raum alltäglicher Erfahrungen gibt sie Auskunft über die Ideen von Gesellschaft, die ihm zugrunde liegen.
Arne Schmitt geht diesen Ideen nach und überprüft sie an der Gegenwart. Geräusch einer fernen Brandung (2008) nennt Schmitt eines seiner Bücher, das 70 farbige Aufnahmen von vier- bis sechsspurig befahrenen Straßen zeigt. Nicht mehr, nicht weniger. Für Manche Dinge ändern sich nie (2010) umkreist der Fotograf das nach wie vor streitbar umstrittene ‚Terminal‘ von Richard Serra (1977/1979), eine Skulptur im öffentlichen Raum Bochums, die dessen brachiale Strukturen dialektisch aufnimmt. Das Gedächtnis der Stadt (2009) fixiert die Ränder des eingestürzten Kölner Stadtarchivs an den Provisorien von Bauzäunen und Baustellen. Damit verschiebt der Fotograf auf für ihn typische Weise den Fokus: Es ist die Stadt selbst, in der sich Geschichte und Gedächtnis als Vorformatierungen der Strukturen gegenwärtigen sozialen Handelns materialisieren.
2010 begann Arne Schmitt mit einem umfangreichen Projekt. Gegenstand dieser Untersuchung war die Nachkriegsarchitektur der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1970, die den Raum innerstädtischer Erfahrung in Westdeutschland nahezu allgegenwärtig bestimmt.
„Ausgehend von der deutschen Nachkriegsgeschichte, Begriffen wie ‚Stunde Null’, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, begann ich gezielt spezifische Städte in den alten Bundesländern zu bereisen, um Gebäude und städtische Formationen zu fotografieren, die für diese Zeit – etwa zwischen deutscher Kapitulation und Deutschem Herbst – als exemplarisch gelten können. So entstanden fotografische Essays, die sich beispielsweise mit dem Bonner Regierungsviertel, der Frankfurter Altstadt, dem Mainzer Rathaus oder dem Stadtzentrum Wolfsburgs beschäftigten. Diese organisierte ich argumentativ zu Themen wie der Rekonstruktion alter Stadtstrukturen, Formen neuer Repräsentationsarchitektur oder dem deutschen Brutalismus.“ (A. Schmitt, 2011)
Arne Schmitt verwendet eine betont nüchterne, lakonisch anmutende Bildsprache. Ihn interessieren Annäherungsweisen, Ansichten und Details, die eine analytisch differenzierende Auseinandersetzung ermöglichen. Welche Erfahrungen, welche Ideen von einer zukünftigen Gesellschaft und ihren Menschen und welche Funktionsvorstellungen von öffentlichen Räumen schrieben sich in diese Architekturen ein? Wo kamen die her, die sie erbauten? Welche Prägungen hatten diese Architekten in den heftigen Debatten um die Architektur der Moderne in den ausgehenden 1920er-Jahren und der Zeit des Faschismus erfahren? Welche dieser Erfahrungen wurden in den Jahren des Wiederaufbaus der Bundesrepublik Deutschland als relevant erachtet? Und welchen Umgang pflegen wir heute mit diesen Räumen, diesen Traditionen? Arne Schmitt geht dem in 282 Aufnahmen, 29 Fotoessays in 13 Kapiteln, nach.

KULTURpur empfehlen