Die Kunst der Nachkriegszeit wird oft allein in einem kulturhistorischen Kontext betrachtet, reduziert auf einen konservativ bürgerlichen Hintergrund. Die durchweg positiv bewertete Aufbruchzeit der 1960er-Jahre hat den 1950er-Jahren gewissermaßen ‚die Schau gestohlen‘ und überblendet als Avantgarden die künstlerischen Errungenschaften der Konsolidierungszeit. Mit mehr als sechzig Jahren Abstand scheint ein neuer Blick auf die skulpturalen und bildnerischen Eigenschaften der Kunst der 1950er-Jahre möglich, zeigen doch nicht nur die Beispiele aus der Sammlung des Sprengel Museum Hannover die Qualität der Werke dieser Zeit. Die Autonomie der Kunst als idealistisches Moment kommt in ei-ner Formensprache zum Ausdruck. In ihrer Entwicklung zeichnet sich ein neuer, intensiv diskutierter ethischer Anspruch der Künst-lerinnen und Künstler ab. Wenn die bloße Existenz zum Thema wird, kommt der Gattung der Skulptur aufgrund ihrer Materialität und ihres Status‘ eine besondere Rolle zu. Die Ausstellung setzt da-her in einer Balance zwischen Phänomenologie und Zeitgeschichte einen Schwerpunkt auf die bildhauerischen Werke.
Auch wenn sich die Situation der deutschen Kunst als ein abrupter Bruch darstellt und die britische Situation mit der zentralen Figur Henry Moore eine andere Kontinuität besitzt, sind die künstlerischen Fragestellungen in beiden Ländern vergleichbar.