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Sprengel Museum Hannover


Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
Tel.: 0511 168-43875
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Öffnungszeiten:

Di 10.00-20.00 Uhr
Mi-So 10.00-18.00 Uhr

Eva Leitolf: Postcards from Europe

13.03.2013 - 04.08.2013

Im Zentrum zahlreicher Projekte der Fotografin Eva Leitolf (*1966, Würzburg) steht der Begriff der Heimat. In einer nüchternen, emotional bereinigten Bildsprache untersucht die Künstlerin, was dieser Begriff konstruiert, der mit einem Wechsel von Perspektiven zugleich Ein- und Ausgrenzungen impliziert.
In zum Teil mehrjährigen Projekten konzentriert sich die Fotografin auf Orte, die symptomatisch für den Diskurs um diese Ein- und Ausgrenzungen stehen. In diesem Zusammenhang ist die Arbeit „Deutsche Bilder – eine Spurensuche“ (1992–1994 / 2006–2008) zu nennen, die zwar nicht Teil der Ausstellung ist, mit dem hier präsentierten Projekt jedoch in Verbindung steht. Die Arbeit thematisiert fremdenfeindlich motivierte Gewalttaten in Deutschland, und reflektiert den über sie gesellschaftlich geführten Diskurs in Bildern von Tatorten und ihrer Umgebung. Während die Künstlerin anfangs jedoch vor allem die abgebildeten Menschen – Sympathisanten im Umfeld und unbeteiligte Zuschauer – als Mittel der Reflexion heranzieht, konzentrieren sich ihre Fotografien dieser Serie seit 2006 auf die Orte des Geschehens, denen sie Texte hinzufügt. In diesen kurzen Passagen, die eine verbale Rekonstruktion des Tathergangs und seiner medialen, juristischen und politischen Aufbereitung darstellen, wird der visuelle Befund der Fotografie um akribische Recherchen erweitert. Das am Tatort Sichtbare wird so von der Ebene des Textes überschreiben: eine ‚Doppelbelichtung‘.
Mit dem Projekt „Postcards from Europe“ erweitert Leitolf seit 2006 ihren Arbeitsradius um Gesamteuropa. Bislang hat sie dafür Spanien, die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta, die ungarisch-ukrainischen Grenze, die Hafenstädte Calais und Dover, Griechenland und Italien bereist. Auch für dieses Projekt hat Leitolf die Orte des Geschehens aufgenommen. Ihr Thema der Ein- und Ausgrenzung vermitteln die Fotografien, indem sie u. a. die Möglichkeiten und Grenzen des Abbildbaren ausloten. Auch für „Postcards from Europe“ arbeitet Leitolf mit Texten, die sie aus u. a. Medienberichten, Protokollen und Gesprächen mit Journalisten zusammenstellt. Die Texte sind in einer nüchternen Sprache gehalten, die sich auf das Faktische beschränkt.
Innerhalb dieser dokumentarischen Spurensuche unternimmt Leitolf den Versuch, den Umgang der europäischen Staaten mit ihren Außengrenzen und den damit verbundenen Konflikten im Inneren abzubilden. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt dabei nicht auf einer Opfer- oder Leiddarstellung von Flüchtlingen. Es geht ihr darum, die systematischen Verfahrensweisen der europäischen Staaten, die Zuwanderer zu erfassen, zu verwalten und dabei die Festung Europa zu schützen, offenzulegen. „Postcards from Europe“ ist eine Langzeitstudie und angelegt als ein offenes Archiv.
Eva Leitolf, die bei Prof. Angela Neuke in Essen sowie in den USA, u. a. bei dem amerikanischen Medientheoretiker und Künstler Allan Sekula in Kalifornien studierte, verbindet in ihren Bild-Text-Arbeiten journalistische, künstlerische und konzeptionelle Ansätze miteinander. Ihre Fotografien zeichnen sich durch eine ausgewogene Komposition und zart gedämpfte Farbigkeit aus, auf deren Grundlage sich eine inhaltlich-analytische Auseinandersetzung mit den Themen ihrer Projekte entwickelt und die einen assoziativen Umgang mit dem Thema ermöglichen.
Im Sprengel Museum Hannover wird mit 28 Bildern und den ihnen auf bildlosen Postkarten zugeordneten Texten ein Einblick in die Serie „Postcards from Europe“ gegeben. Menschen-leere Ansichten von Orten, von Stränden, Plantagen, Straßen und Wegen füllen sich mit Informationen über kollektiv-biografische, ökonomische, juristische, politische und ökonomische Zusammenhänge. Die jeweiligen Text-Postkarten liegen aus, sie können eingesteckt und mitgenommen werden, um die Festung Europas weiterzudenken.

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