03.10.2010 - 30.01.2011
Das Sprengel Museum Hannover zeigt erstmalig Arbeiten des heute nahezu vergessenen Fotografen Tet Arnold von Borsig (1899 – 1972). Borsig, der aus einer der einflussreichsten Industriellenfamilien seiner Zeit stammte, schuf mit seinen Fotografien bedeutsame dokumentarische Zeugnisse von Kulturlandschaften und historischen Gebäuden, die offenbaren, was bereits damals vom Zerfall bedroht war. Bis heute sind Borsigs mehrfach aufgelegte Bildbände zur italienischen Kulturgeschichte, die zum Teil an die großen Reisebildbände der 1920er Jahre angelehnt sind, hilfreiche visuelle Anregungen für Streifzüge durch Italien. Borsig fotografierte jedoch nicht nur zeitlebens in Italien und Europa, sondern seit seiner Emigration 1939 auch in New York, auf Long Island oder in Vermont.
Im Werk Borsigs wird eine Gestalt sichtbar, die der Fotohistoriker Fritz Kempe 1968 'einen glücklichen Fotografen' nannte. In seiner Biografie wie auch in seinen Arbeiten durchkreuzen sich Bildstrategien der Moderne und Tradition, deren Vorbilder neben anderen in Albert Renger-Patzsch und Walter Hege zu finden sind. So ist sein Werk im Hinblick auf eine eher konservativ orientierte Rezeption der Moderne von großem Interesse.
Wesentliche Teile seines fotografischen Nachlasses von den frühen 1920er Jahren bis 1971 und schriftliche Quellen befinden sich als Leihgabe im Sprengel Museum Hannover. Das Archiv zeigt, dass die vier Publikationen Borsigs, von denen zwei postum erschienen, nur einen Bruchteil seines umfangreichen fotografischen Schaffens ausmachen. Die Ausstellung und ihre begleitende Publikation sind Ergebnis mehrjähriger Forschungsarbeit. Sie bieten erstmals Einblick in sein reiches Archiv und stellen ausgewählte Werkgruppen vor. Tet Arnold von Borsig wird so im Kontext der Geschichte der Fotografie und des Fotobuches verankert.