14.11.2009 - 17.01.2010
Dieter Roth gilt als einer der wichtigsten Universalkünstler des letzten Jahrhunderts. Seine kompromisslose Wirklichkeitsaneignung erscheint aktueller denn je. Er erweiterte die Grenzen der Kunst, um zu begreifen, wie er die Welt und sich selbst in dieser Welt wahrnahm. Roth begann mit visueller Poesie im Umfeld der Schweizer Konkreten und machte die Sprache zu einem wesentlichen Medium seiner Kunst. In den 1960er Jahren läutete er mit Kollegen wie Daniel Spoerri oder Jean Tinguely durch den Umgang mit bis dahin kunstfremden Materialien und ungewöhnlichen Drucktechniken ein neues Materialverständnis ein. In wuchernden Assemblagen und immer raumgreifenderen Installationen thematisierte er den Gedanken des Gesamtkunstwerks auf einzigartige Weise. Dabei stand das schonungslose Protokollieren des eigenen Alltags im Fokus.
Dieter Roth, der u.a. in Island, Wien, Stuttgart und Basel lebte, befand sich im Zentrum eines engen Netzwerkes von Weggefährten – Künstlern, Sammlern, Verlegern, Studenten, Freunden und Familienmitgliedern. Sie nahmen an seinem Werk nicht nur regen Anteil, sondern wurden durch Kooperationen Teil seines Entstehungsprozesses. Zeugnisse solcher Kooperationen sowie Geschenke, oft mit Widmungen oder dem Zusatz »Souvenir« versehen, gelangten an Sammler wie Hanns Sohm aus Markgröningen, dessen bedeutende Roth-Sammlung 1981 in die Staatsgalerie kam, ebenso wie an so unterschiedliche Künstlerkollegen wie Richard Hamilton, Emmett Williams, Bernhard Luginbühl oder Martin Suter. Der Staatsgalerie widmete dem Künstler 1979 und 2000 große Ausstellungen. In der Stadt Stuttgart – wo Roth seine wichtigsten Bücher produzierte, und wo er von 1972 bis 1983 in der Danneckerstraße eine Wohnung besaß Â– ist er bis heute eine feste Größe.