13.12.2008 - 08.03.2009
Max Beckmann fertigte 1941 im Auftrag des Inhabers der Bauerschen Schriftgießerei in Frankfurt a. M., Georg Hartmann, zunächst 27 Zeichnungen an. Diese wurden in den Kriegstagen heimlich nach Frankfurt gebracht und dort auf Stein umgedruckt. Die Probeabzüge ohne Schrift wurden nach Amsterdam zurückgeschickt, wo sie der Künstler mit Aquarellfarben handkolorierte. Dieses »Urexemplar« wurde wiederum nach Frankfurt zurückgesandt. Dort diente es als Vorlage für die farblichen Fassungen, die von verschiedenen Zeichnern in der Bauerschen Gießerei ausgeführt wurden. Fünf Exemplare kolorierte Beckmann selbst.
Georg Hartmann beabsichtigte, die Apokalypse als Privatdruck herauszugeben und sie vertrauten Freunden und Kollegen zu schenken. Da ab 25 Exemplaren eine Genehmigung des Propagandaministeriums notwendig war, sollten offiziell nicht mehr als 24 nummerierte Drucke hergestellt werden. Im Verborgenen wurden jedoch weitere nicht nummerierte Exemplare gedruckt, von denen sieben kolorierte und zehn nicht kolorierte derzeit bekannt sind.
Bei den Illustrationen Beckmanns handelt es sich um 17 ganzseitige Darstellungen sowie 10 Vignetten für Textseiten. Verschiedene Einträge in den Tagebüchern des Malers, in denen er die Apokalypse liebevoll schnoddrig »Apo« oder auch »Glypse« nennt, zeugen von der Arbeit an den Zeichnungen. Die mehrfach wiederkehrende Bemerkung »déprimé« zeigt das Ringen um die Form im von Bomben bedrohten Amsterdam. Diese Aktualität jedoch steht in den Bildern nicht im Vordergrund, sondern es ist das Schicksal des Menschen und dessen Erlösung, das Beckmann thematisiert. In seinen Darstellungen zur Apokalypse finden sich keine direkten Anspielungen auf den Krieg. Stattdessen integrierte Beckmann immer wieder Elemente seiner persönlichen Symbolsprache wie Kerzen, Fische, Schwerter und mehrfach auch Selbstbildnisse. Dadurch zeigt er auch seine persönliche Geschichte als von Verfolgung bedrohter Exilant. Die Arbeit an der Apokalypse wird zur Erlösung - einerseits für den Künstler, andererseits, durch ihn als Stellvertreter, für die gesamte Menschheit. Beckmann illustriert nicht nur den Text, sondern er »schreibt« in Bildern ein allgemeingültiges »Musterbuch« über die Hoffnung. Um diese übergreifende Thematik zu vermitteln und den Betrachter zu erschüttern, bedurfte es keiner aggressiven oder zu eindeutigen Bildsprache. Die überwiegend inneren Frieden vermittelnden Arbeiten angesichts der realen Hölle des Krieges sind nicht nur das Erstaunlichste an Beckmanns Kunst, sondern das wahrhaft Ergreifende.