15.09.2012 - 25.11.2012
Yves Bélorgey durchquert und durchkämmt die Vororte der großen Städte, von Marseille nach Mexico, über Warschau und Istanbul nach Kyoto. Im Gepäck: massenhaft Fotografien, die er in seinem Pariser Atelier in großformatige Bilder und Zeichnungen umsetzt. Während eines Ulm-Besuchs stieß der Künstler auf den Wiblinger Tannenplatz und auf die HFG-Gebäude am Hochsträß.
Die Komplexität dieser beiden so unterschiedlichen Örtlichkeiten, die Spannungen bzw. die geografische Nähe zwischen Ideal und Wirklichkeit, Utopie und Erbe der Moderne forderten ihn heraus. Kein Wunder, seit über 15 Jahren stehen die Darstellungen von Stadtlandschaften im Mittelpunkt seines Schaffens und werfen einen kritischen Blick auf die moderne Architektur, vor allem der 1960er und 1970er Jahre.
Anlässlich seiner ersten Einzelausstellung in Ulm findet eine Zusammenarbeit zwischen dem Berufsverband Bildender Künstler und dem Stadthaus statt. Während im Künstlerhaus im Ochsenhäuser Hof eine feine Auswahl von kleineren Bildern zu sehen ist, wird in der Richard Meier-Architektur des Stadthauses ein Schwerpunkt auf großformatigen Zeichnungen liegen. Die Eindrücke, die die Ausstellungsbesucher auf dem Weg zwischen Stadthaus und Ochsenhäuser Hof sammeln, ergänzen die Kunstausstellung um den unmittelbar erlebten Stadtraum.
Yves Bélorgey, Jahrgang 1960, lebt in Paris und lehrt an der École des Beaux-Arts de Lyon. Zahlreiche internationale Aufenthalte, zuletzt an der Villa Kujoyama in Japan (2009), bereicherten seine Arbeit. Bélorgey ist mit seinen Arbeiten in nahmhaften Sammlungen wie der FNAC (French national Collection of Contemporary) und der MAMCO (Modern and Contemporary Art Museum) in Genf vertreten. Seit 1999 werden seine Arbeiten in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt.
Wieder stellt das Stadthaus seinem Publikum einen Ulmer Förderpreisträger vor. Christian Schmuck, 1981 in Söflingen geboren, studierte von 2002 bis 2008 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und war Meisterschüler bei Prof. Erwin Gross. Die Ulmer Förderpreis-Jury zeigte sich 2009 von seiner substantiellen, gleichbleibend hohen Qualität sowohl in künstlerischer als auch in technischer Hinsicht beeindruckt.
Schmuck wendet traditionelle künstlerische druckgrafische Techniken in souveräner Weise an, ohne dabei traditionalistisch zu sein oder sich nur in Virtuosität zu erschöpfen. Vor dem Hintergrund der Neuen Medien zeigen seine Werke deutlich, dass "altmeisterliche" Rückgriffe auf Linoldruck, Strichätzung, Radierung oder Aquatinta sehr wohl als zeitgenössische Bildverfahren taugen.
Christian Schmuck schafft detaillierte Abbilder der Natur, so wie sie sich ihm im Augenblick seiner Betrachtung präsentiert. Der Begriff beschränkt sich nicht auf eine romantisierende Vorstellung von Natur, sondern umfasst auch deren schleichenden Verfall und deren Schnittstelle zur Zivilisation; so bei seinen Zeichnungen von Verbrechens-Schauplätzen.
Sie wirken auf den ersten Blick abstrakt, entpuppen sich aber bei näherem Hinsehen als feinste Radierungen, diese allerdings immer mit geheimnisvollen Gestalten oder Gegenständen angereichert. Da schält sich ein Fahrrad aus dem Unterholz, dort leuchtet sanft eine weibliche Gestalt aus den Tiefen eines Gewässers. In der Tat lässt sich der Künstler von alarmierenden Meldungen über Morde oder das Verschwinden von Menschen inspirieren und verbringt ganze Tage an den mutmaßlichen Verbrechens-Schauplätzen, wo er bereits mit dem Radieren direkt ins mitgebrachte Metall beginnt. Später, im Atelier, gelangt er in einem langen Prozess unter sparsamem Einsatz von Farbe zu ganz neuen und spannenden Ergebnissen.
Christian Schmuck lebt in Karlsruhe, wo er einen Lehrauftrag an der Akademie für Bildenden Künste innehat.