Die Bilder der NASA und der beiden Fotokünstler Christian Höhn und Wolfgang Reichmann zeigen unsere Erde bei Nacht und das, was bei Dunkelheit von unserer Zivilisation sichtbar wird.
Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat den Blick aus 824 km Höhe mit dem Spezialsatelliten SUOMI NPP VIIRS eingefangen. Er wurde im Oktober 2011 von der NASA, der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und dem US-Department of Defense ins All geschickt und trägt einen Low-Light-Sensor, mit dem Nachtlichter sechs Mal besser unterschieden werden können und der eine 250-fach bessere Auflösung der Lichtverhältnisse (Dynamikumfang) hat als alle zuvor verwendeten Messgeräte. SUOMI NPP umrundete die Erde, fotografierte sie im April und Oktober 2012 an 22 Tagen bei Dunkelheit und schickte die Bilder zu einer Erdstation auf Spitzbergen. Aus den Aufnahmen wurden natürliche Lichtquellen herausgefiltert, das künstliche Leuchten der menschlichen Zivilisation blieb übrig. Die Summe dieser Bilder vermittelt uns eine globale Sicht auf die Zivilisationsspuren.
Der Nürnberger Fotokünstler Christian Höhn (*1968) schaut auf asiatische Metropolen, auf Megacities mit über 10 Millionen Einwohnern. Von erhöhten Standorten aus blickt er auf rasch wachsende Städte wie das erst 1978 aus einem Fischerdorf entstandene Shenzhen oder die mit über 35 Millionen Einwohnern wohl größte Stadt der Welt, Chongqing, die sich auf einer Fläche von der Größe Österreichs ausdehnt. Seine Bilder zeigen Labyrinthe von Wolkenkratzern, strahlend leuchtende Architektur, zerschnitten von Verkehrsadern, aber keine Menschen. Sie zeigen einen ungehemmten Gigantismus, der fasziniert und zugleich erschreckt.
Der Wiener Fotograf Wolfgang Reichmann (* 1962) schuf ein Panorama des nächtlichen New York. Mit seiner Kamera stand er mitten in Manhattan West (Chelsea) auf einem Balkon im 20. Stock eines Hauses in der 17th Street an der 8th Avenue mit östlicher Blickrichtung und fotografierte etwa zwischen 22.30 Uhr und 3.30 Uhr. Jedes Negativ der 30 einzelnen Fotos wurde etwa sechs Minuten lang belichtet. Das Licht in diesen Fotos kam ausschließlich von den Lichtern in den Straßen, das im sommerlichen nächtlichen Dunst über der Stadt diffus reflektiert und verstärkt wurde. Reichmann hat einzelne Bildausschnitte aus dem Panorama ins Extreme vergrößert und erlaubt dem Betrachter so einen voyeuristischen Einblick ins nächtliche New York.