19.11.2011 - 29.01.2012
Mit einer Retrospektive des Hattinger Künstlers Egon Stratmann präsentiert das Stadtmuseum einen weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Maler und Grafiker, der sich in der Auseinandersetzung mit Industrie, Kunst und Kirche einen Namen gemacht hat. Seit Jahren ein besonderer Blickfang in Hattingen: die bemalten Eingangsfronten der Friedhofskapellen an der Waldstraße und der Blankensteiner Straße sowie der aus Ruhrsandstein geschaffene "blanke stein" auf dem Marktplatz in Blankenstein. Eine ergänzende Auswahl seines
umfangreichen Werkes wird nun im Museum zu sehen sein.
Egon Stratmanns Arbeiten sind im wesentlichen geprägt von drei inhaltlichen Schwerpunkten, die in der Ausstellung sichtbar werden. So gilt sein Interesse von jeher dem Stahlwerk, dokumentiert an der Henrichshütte bis zum Widerstand und der Stilllegung der Kernbetriebe dort, der Arbeit vor dem Feuer des Hochofens mit Glut und heißem Licht bis hin zu leeren, kalten Hallen.
Die Faszination von Stahl, kombiniert mit Rost, findet sich auch in seinen Reliefs und Materialbildern wider. Kleine Modelle aus Ton zeigen Ideen auf für eine Gedenkskulptur "Der Mensch im Stahl". Große Rottücher mit den Brandspuren vom letzten Tag des Hochofens 3 hängen von der Decke und geben dem Ausstellungsraum eine veränderte Struktur.
Die Arbeit der Bergleute in 1000 Metern Tiefe und die von Dunkelheit und Schwärze der Kohle gekennzeichneten Bergleute selber sind wichtige Thermen, die der Künstler in seinen von Kohle geprägten Bildtafeln und Materialcollagen verarbeitet.
In den Malereien zu Psalm- und Liturgietexten der Karwoche und Reflexionen zu Dupre's "Le chemin de la croix" spiegelt sich ein weiterer Schwerpunkt der künstlerischen Tätigkeit wider - die Wechselwirkung von Kirche und Kunst. Sichtbare Zeichen dieser Auseinandersetzung sind beispielsweise die fast 100 m² große, lichte Portalfront der katholischen Pfarrkirche St. Marien in Schwelm, in die der Künstler bedeutende Marienbilder aus Westfalen und dem Rheinland eingefügt hat. Oder vor Ort z.B. das Glaskreuz für den katholischen Friedhof St. Peter und Paul. Das weithin sichtbare Symbol ist in einer Laminattechnik gearbeitet, bei der zwei Glasflächen aus Sicherheitsglas, zuvor bemalt und bei ca. 600 Grad eingebrannt, im Klebeverfahren miteinander verbunden und von Flächen aus Cortenstahl eingefasst wurden.
In der Ausstellung werden ca. 40 klein- und großformatige Arbeiten zu sehen sein, die - neben den inhaltlichen Schwerpunkten - eindrucksvoll den experimentellen Umgang des Künstlers mit unterschiedlichen Materialien wie Werksasche, Pigmenten, Kohle, Rost und Stahl vermitteln.