23.04.2010 - 25.07.2010
Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), Gründungsmitglied der Künstlervereinigung "Brücke" und einer der bedeutendsten Künstler des Expressionismus, hatte prägenden Einfluss auf die Kunst der klassischen Moderne. Das Gesamtwerk des Malers, Grafikers und Bildhauers würdigt das Städel Museum nun mit der ersten, 170 Werke umfassenden Retrospektive in Deutschland seit 30 Jahren.
"Ich staune über die Kraft meiner Bilder im Städel", schrieb Kirchner am 21. Dezember 1925 in sein Tagebuch. Kirchners Beziehungen zum Städel und zu Frankfurt waren eng. In Frankfurt fand 1916 nicht nur eine der ersten Kirchner-Ausstellungen überhaupt statt, das Städel war auch das erste Museum, das 1919 Gemälde von Kirchner erwarb. Aufbauend auf der hauseigenen Kirchner-Sammlung, die mit zahlreichen Hauptwerken zu den bedeutendsten weltweit zählt, präsentiert die Ausstellung Werke aus allen Schaffensphasen des Künstlers. Den Gemälden und Arbeiten auf Papier werden Skulpturen und Kunsthandwerk Kirchners zur Seite gestellt, um so den Facettenreichtum seines Œuvres zu veranschaulichen.
Neben Werken aus den klassischen Etappen der "Brücke-Zeit" mit ihren Aktdarstellungen, den Arbeiten aus den vom Großstadtleben bewegten Berliner Jahren mit den Straßenszenen, den Gemälden, welche die Existenzängste im Ersten Weltkrieg widerspiegeln, sowie den Davoser Arbeiten mit Sujets der Schweizer Bergwelt werden auch das weniger bekannte Früh- und Spätwerk des Künstlers vorgestellt. Letztere, kontrovers diskutierte Arbeiten im "Neuen Stil", die durch kompromisslose Flächigkeit und einen hohen Abstraktionsgrad überraschen, werden in Frankfurt erstmals in vollem Umfang gemeinsam mit seinen Hauptwerken zu sehen sein. Bemerkenswert ist dabei, dass sich der Künstler in seinem Frühwerk vor allem durch die französische Kunst inspirieren ließ. Die Retrospektive ermöglicht einen neuen Blick auf die verblüffende Modernität Kirchners, dessen exzessives Leben in seiner Kunst auf unvergleichliche Weise seinen Niederschlag fand.
Für das Ausstellungsprojekt konnten großartige Leihgaben aus vielen internationalen Museen wie dem Centre Pompidou in Paris, der Pinakothek der Moderne in München, dem Kirchner Museum Davos, dem Brücke-Museum und der Neuen Nationalgalerie in Berlin, dem Moderna Museet in Stockholm und dem Museum of Modern Art in New York gewonnen werden.