25.10.2007 - 06.12.2008
Die Kooperation zwischen Städel Museum Frankfurt und Hessischem Landesmuseum Darmstadt wird mit »Niederlande und Deutschland: Ein Dialog im 15. Jahrhundert« fortgesetzt. Die Präsentation im Altniederländersaal des Städel Museums ermöglicht grundlegende Einblicke in die tief greifenden Veränderungen der Künste zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit. Im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts fanden zunächst frühniederländische Maler zu Weg weisenden künstlerischen Neuerungen und gaben damit der gesamten europäischen Malerei wichtige Impulse. Zu den Inkunabeln der von neuartiger Realitätsnähe und malerischer Finesse geprägten niederländischen Tafelmalerei gehören die Hauptwerke des „Meisters von Flémalle“ (wohl Robert Campin) und Jan van Eycks „Lucca-Madonna“ in Frankfurt. Die dort vorgebrachten künstlerischen Innovationen gingen schnell in die altdeutsche Kunst ein, wie die Werke des „Meisters der Darmstädter Passion“, Stephan Lochners „Darbringung“ aus Darmstadt sowie seine Frankfurter „Apostelmartyrien“ und weitere Arbeiten aus der Zeit um 1450 eindrucksvoll belegen.
Anhand der ausgestellten Werke werden wesentliche Errungenschaften des spätgotischen Realismus, wie die Schilderung lebensnah wirkender Personen und die Darstellung tiefenräumlich angelegter und detailrealistisch ausgestatteter Bildräume, sowie deren Wirkung auf das Verhältnis von Bild und Betrachter vorgestellt. Die Zusammenschau von frühniederländischen und altdeutschen Gemälden eröffnet dabei die Möglichkeit, den Fokus auf die Rezeption der niederländischen Ars nova durch deutsche Künstler zu legen. Diese orientierten sich sowohl motivisch als auch stilistisch an der westlichen Malerei: Sie übernahmen Bildthemen sowie vorbildliche Motive und setzten sich mit der neuartigen Figurenbildung und Raumgestaltung auseinander. Dabei entwickelten die Tafelmaler im Spannungsfeld zwischen eigenen Traditionen und neuen Darstellungsinteressen sehr unterschiedliche Lösungen. Ergänzt wird der Blick auf die künstlerische Erneuerung durch einzelne Skulpturen, u. a. den um 1430 am Mittelrhein entstandenen „Kopf des Joseph von Arimathia“ aus Darmstadt oder Hans Multschers „Sandizeller Gnadenstuhl“ aus dem Liebieghaus in Frankfurt. Diese Werke changieren in ähnlicher Weise wie die zeitgenössischen Tafelgemälde zwischen idealisierender Stilisierung und frischer Naturbeobachtung. Malerei und Skulptur befruchteten sich gegenseitig, wobei aufgrund der neuen Möglichkeiten veristischer Raumdarstellung und Oberflächenschilderung die Tafelmalerei zunehmend zum Leitmedium für die weitere Entwicklung der Kunst avancierte.