29.09.2007 - 06.01.2008
Das interessierte Kunstpublikum hat Francisco José de Goya y Lucientes wiederentdeckt und retrospektive Ausstellungen mit seinen Arbeiten – zuletzt in Berlin und Wien – erfuhren große Resonanz. Auf zahlreichen Theaterbühnen wird das Drama von Lion Feuchtwanger 'Goya – Mensch zwischen Genie und Wahnsinn' wieder aufgeführt. Auch die Traumfabriken Hollywoods haben Leben und Werk des spanischen Künstlers aufgegriffen und in Milos Forman's Kinofilm 'Goyas Geister' 2006 eindrücklich in Szene gesetzt.
Ein Grund für diese neue Begeisterung für den 'Meister der Moderne' liegt sicher in der Zeitlosigkeit seiner Themen, in der Aktualität und Vielschichtigkeit seiner Bildinformationen und in der Offenheit und Mehrdeutigkeit seiner Bildideen. Dies gilt besonders für das umfangreiche Radierwerk von Francisco de Goya, in dem soziale und politische Mißstände, Fehlleistungen der Kirche, des Adels und der Justiz, aufgezeigt und kommentiert, sowie triebhafte Grausamkeiten wie menschliche Schwächen und Laster bloßgelegt sind. Dabei zeigt sich der Künstler weder als 'Idealist', noch als 'Moralist', auch ist er kein 'Chronist' seiner Zeit. Er ist vielmehr genauer Beobachter und Analytiker, der mit bildnerischen Mitteln in expressiver Geste Grundthemen wie menschliche Verblendung und Unvernunft, Gewalt und Willkür, als Gleichnisse des menschlichen Seins, in eine allgemein gültige Bildsprache umsetzt.
Die in der Ausstellung 'Francisco de Goya – Radierungen' präsentierten 253 Arbeiten zeigen nahezu das vollständige Radierwerk: die 1799 veröffentlichten 'Caprichos', die 'Desastres de la Guerra', entstanden um 1808-1814 und erstmals 1863 veröffentlicht, die 'Tauromaquia' von 1815/16 sowie die zwischen 1816 und1824 geschaffenen 'Disparates', auch 'Proverbios' genannten Bildfolgen. Ebenso werden einige Einzelblätter ausgestellt. Die Grafiken – allesamt in ersten Auflagen in herausragender Qualität gedruckt – befinden sich im Eigentum des Morat-Instituts für Kunst und Kunstwissenschaft in Freiburg im Breisgau.
Herzlicher Dank gebührt daher dem Morat-Institut, namentlich Herrn Franz Armin Morat, für die Chance, diese Ausstellung zeigen zu können. Nach den vorangegangenen Ausstellungen mit Arbeiten von Gustav Klimt, Pablo Picasso, Marc Chagall, Georges Rouault, Joseph Beuys oder Lucio Fontana, um nur einige wenige zu nennen, ist die Ausstellung 'Francisco de Goya – Radierungen' ein weiterer Höhepunkt in der Reihe 'Klassischer Moderne' der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen.