© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Städtische Galerie Villingen-Schwenningen


Friedrich-Ebert-Straße 35
78056 Villingen-Schwenningen
Tel.: 07720 82 1098
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-12.00
u. 14.00-17.00 Uhr

VERBRECHENundBILD

03.07.2011 - 04.09.2011
Helter Skelter, oder das Grauen greift um sich. Verbrechen und Verbrecher, Maler und Bilder. "Im 20.Jahrhundert ist der plötzliche Tod durch Unfall, Abenteuer oder vorsätzliche Gewalt, der oft die Jungen und Unschuldigen dahinrafft, so häufig und weit verbreitet, dass nur wenige demgegenüber eines gewissen dunklen Gefühls sich enthalten können", schreibt am 15. August 1969 der Schriftsteller, Poet, Fotograf, Filmemacher Gerard Malanga in 'Die Unsterblichkeit von Sharon Tate'. Wer außer den unverbesserlichen 'Tanz der Vampire'-Fans oder denen, die in jungen Jahren einmal dieses unvergleichlich schöne Mädchen - elfenhaft zerbrechlich wie Marilyn Monroe, doch lebhaft, frisch, fest und natürlich wie ein Texas-Girl - in einer Schmonzette wie 'Im Tal der Puppen' gesehen hat und sie nie vergessen kann, wird sich erinnern, wird in Wehmut verfallen und darüber klagen, welch ein Verlust für unsere Träume eintrat mit diesem Wahnsinn, der im August 1969 einfiel in die Stadt der Engel. Dieser Verlust so tragisch, so absurd wie weitreichend, wie der Verlust Françoise Dorleacs (doch was ist schon ein Tod im Straßenverkehr gegen Tod durch Verbrechen, durch 'vorsätzliche Gewalt'; durch ein Verbrechen, das grausiger und gewaltiger, heftiger und bedrohlicher nicht vorzustellen ist) Â… aus, vergessen, vorbei. Nur wenige Eingeweihte feiern den Mythos. Verbrechen und Bild, oder was macht der Künstler damit? "Der eine schreibt, der andre malt. Beim Einen innrer Drang, der andre guckt und dann, sieht - es knallt, alles schrill alles laut, alles gut alles taub. / Der Wettstreit mit Drastik ist nicht zu gewinnen, die Realität frißt ihre Künstler", so Manfred Peckl in 'Operation an offenen Augen'. Der Künstler gibt das Verbrechen weiter als sei es ein Film. Eine Projektion außerhalb des wirklichen Lebens. Sein Verbrechen erschreckt, rührt an und macht betroffen, geht vielleicht unter die Haut, doch es zerstört nicht, tötet nicht. Ist vielleicht sogar schön, sehr schön. Es ist wie bei Schneewittchen oder bei Hänsel und Gretel, irgendwann ist man aus dem Wald, ist man wieder draußen. Das Dunkel weicht und Licht greift um sich. Die Kunst nimmt unbeschränkte Freiheit für sich in Anspruch, sie überschreitet Grenzen, Tabus werden gebrochen oder auch nicht. Die Akzeptanz bewegt sich stets auf der Linie des gesellschaftlichen Diskurses. Die Moral ist die Moral ihrer Zeit. Und warum sollten Künstler nicht auch Verbrecher sein? Michelangelo Merisi Caravaggio, von dem man es weiß, Walter Sickert, dem man es nachsagt, Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade, der es für sich in Anspruch nimmt einer zu sein. Und Verbrecher sind auch mal Künstler, und was für welche: Adolf Hitler, Charles Manson, oder sind große Anreger für die Kunst: Gilles de Rais. Man schlage nach bei Georges Bataille, dem 'Mystiker ohne Gott', man findet sie fast alle. Oder eine Gesellschaft wird zum Verbrecher am Künstler, an Vincent van Gogh zum Beispiel, den sie nun nochmals mordet – in den Auktionshäusern. Verbrechen und Bild ist ein gemeinsames Projekt der HahnKlasse der Kunsthochschule Mainz und der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen, gezeigt im Künstlerverein Walkmühle Wiesbaden, der weitläufigen, 270 Jahre alten Location eines ehemaligen Waisenhauses mit Werkstätten, dann Gaststätte mit Tanzsaal, Hanfreibe- und Lederwalk-Fabrik, Brauerei, Ort zum Reinigen von Textilien und Walken von Stoffen, ein riesiges Areal, das einlädt zum Drehen schrecklicher Filme oder eben zu Ausstellungen zum Thema 'Verbrechen und Bild'. Gezeigt auch im Ausstellungsraum Ringstube Mainz, in einem im Hinterhaus gelegenen Werkstattraum mit Güterbahnhof-Flair und last not least in der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen mit ihrem Labyrinth von Zimmern, Räumen, Fluren und Gängen.

KULTURpur empfehlen