07.06.2009 - 27.09.2009
Nachdem Einzelwerke von Henri Le Sidaner bereits in den Ausstellungen „Les peintres de l’âme“ (2000) und „Couleur et lumière“ (2004) in den Kunstsammlungen Chemnitz zu sehen waren, wird nun zum ersten Mal in Deutschland Henri Le Sidaner mit einer großen Einzelschau präsentiert.
Die Ausstellung mit 70 Werken, davon 50 Gemälde und 20 Zeichnungen, aus internationalen Museen wie dem Musée d`Orsay Paris, dem Fitzwilliam Museum Cambridge, dem Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Köln und Privatsammlungen zeigt, wie dieser dem Impressionismus und Symbolismus nahe stehende französische Künstler einen völlig eigenständigen und außergewöhnlich raffinierten Stil schuf.
Der 1862 auf Mauritius geborene Henri Le Sidaner begann seine künstlerische Laufbahn 1882 an der Pariser École nationale des Beaux-Arts und entdeckte dabei die Malerei der Impressionisten. Nach kurzer Zeit brach er seine Ausbildung ab und ließ sich in Etaples nieder. Dort freundete er sich mit den Malern Henri Duhem (1831–1905), Fritz Thaulow (1847–1906), ein Förderer und entfernter Verwandter Edvard Munchs, und Emile Claus (1849–1924) an.
Abseits der aktuellen Kunstströmungen malte Le Sidaner hauptsächlich Landschaften der Region. Stilistisch stand er dabei dem Naturalismus von Corot und der impressionistischen Freilichtmalerei nahe und ent-wickelte „…ein überaus feines Gespür für ruhige, sanfte und delikate Stimmungen. Er eliminierte nach und nach jede menschliche Figur, so als ob er befürchte, sie könnten die unfassbare Stille stören.“ (Paul Signac, 1902)
In der ersten Hälfte der 1890er Jahre schloss er sich in Paris den symbolistischen Künstlerkreisen an. In dieser Zeit entwickelte er eine eigene Bildsprache mit klassischen Motiven und melancho-lischen Stimmungen. Durch subtile Lichtwirkungen, die ab 1903 das jeweilige Motiv oft in Serien zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten zeigen, sowie durch die impressionistische Farbgebung verlieh er seinen Werken eine ungewohnte Poesie, enthüllte so eine im Alltäglichen verborgene Magie und schuf eine neue Sicht auf die Dinge. Es verwundert daher nicht, dass die Ästhetik seiner Gemälde Marcel Proust inspiriert hat und Le Sidaner in dessen Romanzyklus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ mehrfach erwähnt wurde. Proust verglich ihn dabei mit Claude Monet, von dem Le Sidaner 1918 sogar eine Einladung nach Giverny erhielt.
Zu Lebzeiten war Le Sidaner regelmäßig in den Pariser Salons (ab 1887 im Salon des artistes français und ab 1894 in dem der Société Nationale des Beaux-Arts), in bedeutenden nationalen und internationalen Ausstellungen, sowie bekannten Galerien vertreten.
Er erhielt viele Auszeichnungen wie bei den Internationalen Weltausstellungen in München und Pittsburgh, zudem war er neben zahlreichen Mitgliedschaften in international bekannten Kunstinstitutionen auch ab 1936 Präsident der Pariser Académie des Beaux-Arts. Am 16. Juli 1939 starb Le Sidaner in Versailles.
In seiner Zeit hochgeschätzt, geriet Le Sidaner nach seinem Tod in der Öffentlichkeit und bei europäischen Kunsthistorikern - im Unterschied zu angelsächsischen Sammlern - in Vergessenheit. Erst um 1950 und 1989 wurden ihm in Paris und Brüssel Retrospektiven gewidmet. In Deutschland gab es über diesen magischen Impressionisten bislang weder eine Ausstellung noch eine Publikation.
Die Ausstellung wird von Dr. Karin Sagner in Zusammenarbeit mit Yann Farinaux-Le Sidaner, dem Urenkel des Künstlers, kuratiert.