Die reaktionäre Kunstpolitik von Kaiser Wilhelm II. und der „Königlichen Akademie der Künste" führte Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Spaltung der Berliner Künstlerschaft. Zahlreiche Maler und Bildhauer schlossen sich in Künstlergruppen zusammen und distanzierten sich damit von der offiziellen Kulturpolitik und der von ihr verantworteten, jährlich stattfindenden „Großen Berliner Kunstausstellung". Besonders bedeutsam war die 1898 gegründete „Berliner Secession". Ihre Mitglieder verband vor allem die Opposition gegen die fortschrittsfeindliche wilhelminische Kunstauffassung - entsprechend heterogen war die Zusammensetzung ihrer Ausstellungen.
Maßgebliches Kriterium für die Zulassung zu den Ausstellungen der „Berliner Secession" war die Stärke des individuellen Ausdrucks. Dennoch ist ein gemeinsamer „Secessionsstil" auszumachen, da die meisten der gezeigten Werke vom Einfluss des Impressionismus zeugen. Im Unterschied zum französischen Impressionismus war die deutsche Spielart dieses Stils jedoch weniger radikal in Farbgebung und Formauflösung. Zum bevorzugten Motivkanon zählte die facettenreiche Schilderung des Alltagslebens. Ein selbstbewußt gewordenes Bürgertum fand Interesse an Darstellungen des privaten Lebens: Gärten und Parks, Strand- und Straßenszenen, Interieurs und Vergnügungslokale sowie Portraits von Kindern, Frauen und Männern waren gefragte Sujets.
Max Liebermann und Walter Leistikow waren die führenden Vertreter der „Berliner Secession". Ab 1901 verstärkten die von München zugezogenen Künstler Max Slevogt und Lovis Corinth nachhaltig die Bedeutung Berlins als führender deutscher Kunststadt und die Rolle ihrer Secession. Neben den Werken dieser Maler zeigt die Ausstellung u.a. Bilder von Hans Baluschek, Dora Hitz, Hugo von Habermann, Gotthardt Kuehl, Sabine Lepsius, Max Schlichting, Franz Skarbina, Maria Slavona, Wilhelm Trübner und Lesser Ury.