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Theatermuseum Hannover


Prinzenstraße 9
30159 Hannover
Tel.: 0511 168-46746
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Öffnungszeiten:

Di-Fr 14.00-19.30 Uhr
So 14.00-19.30 Uhr

"62-95834 - Operation Joséphine" - das FBI und Joséphine Baker

10.04.2007 - 17.06.2007
Joséphine Baker (1906-1975) zählt zu den berühmtesten und populärsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr legendäres Bananen-Kostüm schreibt Tanzgeschichte, ihr Chanson "J'ai deux amours" wird zum Evergreen. Sie ist die Königin des Charleston der goldenen 1920er Jahre, die Diva der Folies-Bergère und des Casino de Paris. Und: Sie ist der erste schwarze, international erfolgreiche Superstar des 20. Jahrhunderts. Doch auch auf dem Höhepunkt ihrer Karriere macht Joséphine Baker Erfahrungen wie diese: In einem Restaurant erklärt ein Gast, er wolle nicht mit Niggern in einem Raum sitzen; schwarze Mitglieder ihrer Compagnie werden nicht in Hotels aufgenommen; nach einem Auftritt werden sie und ihre Gäste in dem Prominentenrestaurant "Stork Club" in New York demonstrativ nicht bedient. Erlebnisse wie diese prägen Joséphine Baker und rufen immer wieder die Erinnerung an die bereits 1917 als Kind erlebten Ausschreitungen gegen Schwarze in St. Louis wach. Doch Joséphine Baker wehrt sich. Konsequent, indem sie lautstark im Restaurant gegen Diskriminierung und rassistische Äußerungen protestiert und Auftritte in Clubs, zu denen ein schwarzes Publikum keinen Zutritt erhält, ablehnt. Ebenso konsequent, indem sie sich mit ihrer Popularität und ihrem Vermögen für die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA engagiert. Die USA befinden sich zu Beginn der 1950er Jahre in einer Art Schockstarre - der Korea-Krieg hat Amerika paralysiert, die Russen sind im Besitz von Atomwaffen und auch China wird als Bedrohung für die Sicherheit der USA empfunden. Angst steigert sich zur Hyste rie in Politik und öffentlichem Leben. Es ist die Ära von Joseph McCarthy, der als Senator Künstler und Intellektuelle aber auch einfache Leute vor den Ausschuß für unamerikanische Aktivitäten zitiert und kommunistischer Umtriebe bis hin zur Spionage für die Sowjetunion verdächtigt. So ist es nicht verwunderlich, daß auch Joséphine Baker in diesen Jahren ins Visier des FBI gerät. Ihre Akte trägt die Nummer 62-95834 und umfaßt 359 Seiten: Sie enthält Informationen des FBI ebenso wie Denunziationen durch Theaterbesucher oder Journalisten, Berichte von US-Konsularbeamten ebenso wie Einschätzungen über das Presseecho auf Gastspiele von Joséphine Baker und reicht von Beginn der 1950er Jahre bis weit in die 1960er Jahre. Neben Auszügen aus der Akte sind in der Ausstellung, die das Deutsche Tanzarchiv Köln aus Anlaß des 100. Geburtstags der Künstlerin im letzen Jahr zusammengestellt hat, u.a. Fotografien und Zeitungsausschnitte zur Rezeption ihres politischen Engagements in Deutschland zu sehen.

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