27.09.2011 - 11.12.2011
Ich bin der Morgen! Ich bin Helios!
Ich bin der ausgehetzte pockenkranke Faun,
der seine Flammen nur im Maul des Himmels stillt,
der wie ein steuerloses schweißzerkautes Floß
durch die zuenggewordenen Adern schwillt
und niemand anderem mehr vertrauen kann
als dem Gebiß zerstrahlter Luft –
Ich bin das blaue Fiebertier der Erde!
Klaus Kinski
Klaus Kinski (1926 -1991) gilt bis heute als eine der schillerndsten und spektakulärsten Persönlichkeiten der Theater- und Filmwelt: Exzessiv bis zur Schamlosigkeit, extrovertiert und hochbegabt, radikal bis zur Selbstzerstörung.
Das Theatermuseum Hannover dokumentiert zusammen mit den Kuratoren der Ausstellung, Ina Brockmann und Peter Reichelt (Mannheim), umfassend sein Leben als Theater- und Filmschauspieler.
Die Ausstellung mit mehr als 500 Exponaten, unbekannten Photographien, Ton- und Filmaufnahmen, Dokumenten und Plakaten, zeigt ein neues und facettenreiches Bild dieses begnadeten Meisters der Selbstinszenierung und eines außergewöhnlichen Schauspielers.
Die Ausstellung visualisiert vor allem den jungen und unbekannten Kinski, den Theaterschauspieler und Rezitator. In umfassendem Briefmaterial kommt er selbst zu Wort und gewährt damit einen einzigartigen Blick in seine Psyche und Wahrnehmung der Welt.
Die Theaterphotographien und Porträts dieser frühen Jahre sind ein Beleg seiner außergewöhnlichen Bühnenpräsenz, transportieren die dichte Atmosphäre und Faszination die er auf sein Publikum ausgeübt hat. Kinski besaß die Fähigkeit, den Bühnenraum nur mit seiner Person zu beleben, jede Rolle mit seiner Person auszufüllen. Fast jedes Theaterstück wie auch jeder Film waren ein Stück oder Film über Klaus Kinski. Er war ein Phänomen seiner Zeit, mit dem große Regisseure wie Fehling und Kortner gearbeitet haben.
Seine Karriere als Schauspieler beginnt 1946 in Berlin am Schloßparktheater mit einer winzigen Rolle in »Die Ratten« von Gerhart Hauptmann. Erstmals kann er sein Talent einem breiten Publikum präsentieren, eine Randfigur nur, »die so intensiv gestaltet ist, wie die ganze Aufführung".
Ein photographisches Porträt dieser Randfigur strahlt eine solche Unschuld aus, die noch niemanden erahnen läßt, zu welcher »Rampensau« er sich entwickeln sollte. Aber schon bald löst er wahre Massenhysterien aus und lockt mit seinen Rezitationen von Gedichten Tausende vor die Bühne, allein in Wien lauschten ihm an einem Tag 80.000 Zuschauer.
Die Ausstellung folgt auch Klaus Kinskis Werdegang als Filmschauspieler von seinen Anfängen bis zu seinem letzten Film »Paganini« 1989 und würdigt ihn als Springer zwischen den Filmgenres, u. a. vom Wallace-Film zum Italo-Western, aber fast immer als Inkarnation des Bösen und Verderbten, als Held des schlechten Geschmacks in den viel geschmähten B-Pictures.
Eine Filmreihe mit dem Kommunalen Kino ist in Vorbereitung.
»Ja, sie leben und atmen wie ein freies Tier ... Sie haben die Mähne des Löwen, den Blick des Adlers, das Lächeln des Wolfes, die rauhe Schönheit des tobenden Meeres und die wilde Häßlichkeit der schmelzenden Lava, blutrot, wie ein blutendes Herz, am Abhang des düsteren Vulkans ... Sie sind der Mann, von dem man immer wieder sprechen wird, aber an den sich niemand mehr erinnern kann ... die Legende ... Mensch zu sein ...« (anonymer Brief an Klaus Kinski, Paris 1989)