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Theatermuseum Hannover


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Öffnungszeiten:

Di-Fr 14.00-19.30 Uhr
So 14.00-19.30 Uhr

Walter Kempowskis "Chronik" - Alles frei erfunden

23.04.2009 - 21.06.2009
"Alles frei erfunden, auch die Namen. Ähnlichkeiten sind zufällig.“ Walter Kempowski In dem literarischen Werk von Walter Kempowski nimmt "Die Deutsche Chronik" einen besonderen Platz ein. In insgesamt sechs Romanen und drei Materialsammlungen hält der Sohn eines Rostocker Reeders und Schiffsmaklers das Leben seiner Familie vom 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein fest. Die Sonderausstellung begibt sich auf die Suche nach den realen Vorbildern der „Chronik“ und zeigt persönliche Gegenstände der Familie Kempowski, so etwa auch die Zigarrenkiste der Firma „Loeser & Wolff“, auf deren Namen sich die Redewendung „Tadellöser & Wolff“ des Vaters von Walter Kempowski bezieht. Seit Mitte der sechziger Jahre arbeitet Walter Kempowski an der „Deutschen Chronik", deren Erscheinen 1971 mit dem Roman „Tadellöser & Wolff“ eröffnet wird: I. Aus großer Zeit (1978) II. Schöne Aussicht (1981) III. Haben Sie Hitler gesehen? (1973) IV. Tadellöser & Wolff (1971) V. Uns geht's ja noch gold (1972) VI. Haben Sie davon gewußt? (1979) VII. Ein Kapitel für sich (1975) VIII. Schule (Immer so durchgemogelt. Erinnerungen an unsere Schulzeit) (1974) IX. Herzlich willkommen (1984) Nur wenige Tage nach seiner Haftentlassung 1956 aus Bautzen beginnt Walter Kempowski mit der Rekonstruktion seiner eigenen Biografie und der seiner Familie. Er tut dies aus einer Art Schuldgefühl heraus, da er bei sich den Grund für die Zerstörung der eigenen Familie sieht. Denn er hat sich, seinen Bruder und seine Mutter ins Gefängnis gebracht. Das treibt ihn dazu, dem Leben seiner Vorfahren nachzuforschen, ihre Geschichten aufzuschreiben und Dokumente und Zeugnisse über sie zu sammeln. Diese Wiedergutmachung, die Familie wenigsten auf Papier wieder lebendig werden zu lassen, wird ihn sein ganzes weiteres Leben begleiten. Was bleibt? Die Schau versteht sich als eine Art archäologische Spurensuche. Neben Fotografien der Familie, Fotografien des alten Rostock, sind Gegenstände zu sehen, die aus Walter Kempowskis persönlichem Umfeld stammen: die Klingel für das Dienstmädchen in der Stephanstraße, Stickereien von Robert Kempowski, die Brille des Großvaters Robert William Kempowski, seine letzte Brotration aus Bautzen, die Occhi-Arbeiten der Mutter, Schiffsmodelle, Teile der Glasfenster von St. Nicolai und viele andere Erinnerungssplitter mehr. Eine weitere Besonderheit der Ausstellung sind die zum größten Teil bisher unveröffentlichten Fotografien aus den so genannten „roten Bänden“. Jetzt kann der Leser sich zum ersten Mal ein genaueres „Bild“ der realen Personen, die die „Deutsche Chronik“ bevölkern, machen. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit der Familie Kempowski, der Akademie der Künste in Berlin und dem Kempowski-Archiv in Rostock entstanden.

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