Das Museum Villa Haiss in Zell am Harmersbach ist Schauplatz der ersten gemeinsamen Ausstellung des Malers Joachim Hiller und des Bildhauers Armin Göhringer. So unterschiedlich ihr künstlerischer Ansatz zunächst auch scheinen mag, so sind doch die Werke beider Künstler dadurch charakterisiert, dass die jeweiligen Materialien und deren Eigenschaften zum Ausgangspunkt einer ganz individuellen, nicht-gegenständlichen Formensprache werden, deren Ergebnis wesentlich von den Arbeitsprozessen selbst geprägt ist. Auf dieser gemeinsamen Grundlage treten die eigenwilligen Werke dieser zwei Künstler in einen spannenden Dialog miteinander.
Der Schwerpunkt bei der Auswahl der Bilder von Joachim Hiller liegt auf den beiden jüngsten Werkserien, in denen der Künstler seinen früheren formalen Bezug zu Naturstoffen wie Erde, Wasser oder Wolken weitgehend zugunsten der Thematisierung der elementaren malerischen Grundthemen Farbe und Licht zurückgestellt hat. Die Oberflächen der 2011 und 2012 entstanden Arbeiten, bei denen Hiller mittels einer Pendelvorrichtung flüssige Farbe auf die Leinwand tropfte, sind von unzähligen Farbpunkten übersät, sodass sich die Bilder in optisch vibrierende, lichterfüllte Felder verwandeln. Weiter ausgearbeitet und systematisiert hat Hiller diesen Ansatz, indem er in seinen seit 2013 entstehenden Bildern Lochbleche als Schablonen für seinen Farbauftrag verwendet, wobei die Lochraster durch Verschiebung und Überlagerung höchst komplexe, farbintensive Überlagerungs- bzw. Interferenzmuster hervorbringen.
Eine überraschende formale Vergleichbarkeit mit Hillers Rasterungen lassen sich in den gitter- und netzartigen Strukturen bemerken, die typisch sind für die Holzskulpturen von Armin Göhringer. Bei diesem Grundmotiv seiner plastischen Arbeit handelt es sich um die Öffnung des Holzes von zwei Seiten her, wobei die ausgesägten vertikalen und horizontalen Linien optisch zu einem Gitter verschmelzen. Die Leeräume des vielfach durchbrochenen, meist geschwärzten Holzes und das hindurch fallende Licht werden zu gleichwertigen Elementen im ästhetischen Erscheinungsbild dieser Arbeiten. In seinen neueren Skulpturen hat sich Göhringer intensiv mit dem Thema der Balance beschäftigt. Tragende Teile seiner Skulpturen werden dabei soweit reduziert, dass sich ein prekäres Gleichgewicht einstellt, bei dem die Form, in den Worten des Künstlers „gerade noch zusammenhält“. Die an den äußersten Punkt getriebene Statik der Skulpturen lässt sich inhaltlich als Metapher für viele extreme Aspekte unserer aktuellen gesellschaftlichen Realität deuten.
Joachim Hiller, geb. 1933, hat seit den 1960er-Jahren in aller Stille ein riesiges Œuvre von Gemälden, Reliefs und Arbeiten auf Papier geschaffen. Seit 2006 werden seine Arbeiten international in Galerien, Museen und auf Kunstmessen präsentiert. Seit 2013 lebt er in Bad Münstereifel-Hummerzheim.
Armin Göhringer wurde 1954 in Zell am Harmersbach geboren, wo er noch immer lebt und arbeitet. Er zählt zu den wichtigsten Holzbildhauern Deutschlands, dessen Werke – darunter zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum – weit über die Landesgrenzen hinaus in zahlreichen Museen und wichtigen Sammlungen vertreten sind.