17.02.2012 - 28.05.2012
Als im Juni-Heft 1975 die kleinen Comic-Helden Dig, Dag und Digedag auf ihren Kamelen in eine Fata Morgana ritten, ging die Ära des „Mosaik von Hannes Hegen“ zu Ende. Zugleich war ein Mythos geboren, denn keiner der zahlreichen Leser konnte ahnen, warum die Digedags für immer verschwanden. Erst nach dem Ende der SED-Diktatur kam die Wahrheit ans Licht. Die Ausstellung veranschaulicht die Geschichte des „Mosaik“ mit rund 750 Objekten, darunter 250 bisher unveröffentlichte Originalzeichnungen, Entwürfe, Vorlagen und Modelle aus dem Archiv, das Johannes Hegenbarth 2009 der Stiftung Haus der Geschichte übergab.
Comics seien „auf sadistische Gewaltverbrechen, Pornographie, Kriegshetze und Hetze gegen das sozialistische Lager orientiert“ und in der DDR verboten – so stand es 1962 in „Meyers Neues Lexikon“, das in der DDR herausgegeben wurde. Trotz derartiger Verteufelung des Genres erschien das „Mosaik von Hannes Hegen“ zwischen 1955 und 1975 in 223 Heften mit einer Auflage von bis zu 660.000 Exemplaren und erlangte generationsübergreifende Popularität. Wegen ihres wirtschaftlichen Erfolgs konnte sich die Zeitschrift im streng kontrollierten Presse- und Verlagswesen der DDR als Ausnahme behaupten. Inhalt und Gestaltung lagen weitgehend in den Händen ihres Gründers Johannes Hegenbarth und blieben daher – trotz mancher Versuche politischer Einflussnahme – frei von Propaganda.
Mit abenteuerlichen Bildgeschichten entführten Dig, Dag und Digedag ihre Leser in Welten fernab der SED-Diktatur. Sie reisten mit Piraten in die Südsee und erlebten die Römerzeit, noch bevor in Frankreich der erste Asterix-Comic erschien. Sie eroberten das All, begegneten berühmten Erfindern und begleiteten Ritter Runkel von Rübenstein von Venedig bis nach Konstantinopel. In Amerika trafen sie auf Cowboys und Indianer, im Orient erlebten sie „Geschichten aus 1001 Nacht“. Dabei vermittelten die Digedags historisches, geografisches sowie naturwissenschaftlich-technisches Wissen und sorgten so für anspruchsvolle Unterhaltung im Comic-Format.
Die Ausstellung widmet sich der in der DDR legendär gewordenen Zeitschrift in all ihren Facetten. Die präsentierten Werke entfalten ihre Faszination vor einem breiten Hintergrund: So wird die Entstehungsgeschichte der Digedags ebenso beleuchtet wie ihr scheinbar plötzliches Ende. Die Besucher erfahren mehr über die politischen Rahmenbedingungen des Comics in der DDR und lernen die Arbeit der Grafiker, Zeichner und Texter um Johannes Hegenbarth kennen. Der Produktions- und Herstellungsprozess des „Mosaik“ ist ebenso Thema wie der „Nachruhm“ bei den Fans, der bis heute anhält. Audiovisuelle Medien laden zu vertiefender Information ein, interaktive Elemente bieten unterhaltsame Überraschungen.