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Zephyr - Raum für Fotografie


C4. 9b
68159 Mannheim
Tel.: 0621 293 21 20
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Joachim Schmid: Bilderbuch

22.01.2012 - 15.04.2012
Joachim Schmid hat sein künstlerisches Credo 1989 in der apodiktischen Aussage „Keine neuen Fotos bis die alten aufgebraucht sind“ formuliert. Er will keine neuen Fotografien anfertigen, sondern in der Unzahl bereits existierender Bilder jene entdecken und neu präsentieren, die ihm ästhetisch, inhaltlich oder programmatisch relevant erscheinen. In seinen frühen Arbeiten hat Joachim Schmid gefundene Negative, zerrissene Fotografien oder weggeworfene Postkarten verwendet. So hat er 1990 in einer Zeitungsanzeige für sein Projekt der "Ersten allgemeinen Altfotosammlung" aufgerufen, ungewollte Fotografien an ihn zu senden, anstatt sie zu zerstören. Per Post erhielt er zentnerweise Bilder, die er in der Folge nach Bedarf weiterverarbeiten konnte. Heute verwendet Schmid als Ausgangsmaterial digitale Bilddaten, die er über Suchmaschinen oder in Internetportalen findet. Zentrales Thema hierbei ist die allumfassende Präsenz des Mediums Fotografie und deren Nutzung beim Sammeln belangloser individueller und kollektiver Erinnerungen. Zudem analysiert er beispielsweise die Konsequenzen digitaler Online-Bildarchive und die genuin neue Funktion der Fotografie als Werkzeug der digital-sozialen Vernetzung. Die Besonderheit von Schmids Arbeit liegt also in einem künstlerischen Forscherinteresse und nicht etwa in der Originalität der Neuerschaffung von Bildern. Erst diese Neugier auf bereits existentes Material ermöglicht ihm die Entdeckung, Auswahl und Zusammenstellung von so nie gesehenen Bildern. Schmid agiert hier ähnlich einem Kurator, indem er aus dem nahezu unendlichen Fundus des Bilderstroms auswählt und in neue Zusammenhänge setzt. Raffiniert eröffnet er durch den neuen Kontext ungeahnte Blickwinkel und Verweise auf bereits Bestehendes, Bekanntes oder Bewährtes. Obwohl sich seine Serien gerade durch ihre Heterogenität auszeichnen und letztlich die scheinbar unendliche Vielfalt der Bildschöpfungen repräsentieren, weist Joachim Schmids Werk paradoxerweise eine eigene, kaum verwechselbare Handschrift auf. Vor allem aber bestechen seine ästhetisch bereichernden Arbeiten durch ihren klugen und reflektierten Charme. Mit "Bilderbuch" widmet Zephyr dem Berliner Künstler eine umfangreiche Werkschau. Neben den wichtigsten Serien der letzten 10 Jahre werden zahlreiche ungezeigte Werke vorstellt, die bislang als Solitäre im Werk Joachim Schmids standen. Joachim Schmid lebt und arbeitet in Berlin. Ausgestellt hat er unter anderem im Australian Centre for Photography Sydney, Tokyo Metropolitan Museum of Photography, San Francisco Museum of Modern Art, Centre National de la Photographie Paris, Museum of Contemporary Photography Chicago, foam Fotografiemuseum Amsterdam, Gropius-Bau Berlin, Stedelijk Museum Amsterdam, Museo de arte contemporánea de Vigo, Museum Folkwang Essen, in der Photographers' Gallery London oder der Berlinischen Galerie Berlin.

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