02.03.2008 - 25.05.2008
In der Kunst hat sich das Phänomen der Falte über Jahrhunderte hinweg unterschiedlich artikuliert: Von den Gewandfalten Marias über die aufregenden Draperien des Barocks bis hin zu Picassos kubistischen Klappskulpturen aus Blech setzten Künstler die Falte als expressives wie auch konstruktives Ausdrucksmittel ein.
Falten können durch unterschiedliche Prozesse entstehen: durch Knicken, Knittern, Drehen, Stauchen, Klappen, Spiegeln, Pressen oder Verschieben. Faltungen verwandeln dabei Flächen in Räume. Sie schaffen dreidimensionale Strukturen und konturieren konkrete Gegenstände. Im Pappkarton begegnet man der Faltung fast tagtäglich, während im lebenden Organismus, ihrem Träger verborgen, die richtige Faltung der Proteine vor Krankheiten schützt.
Die Ausstellung "Der große Wurf" widmet sich den Faltungen in der Gegenwartskunst und gibt Einblicke in ihre zeitgenössische Interpretation. Dreizehn junge Künstlerinnen und Künstler stellen im Kaiser Wilhelm Museum und im Museum Haus Lange ihre Formen der Auseinandersetzung mit diesem Thema vor. Die Faltung manifestiert sich in ihren Arbeiten als Form, Struktur und als Denkfigur.
So hat Olaf Holzapfel eigens für Der große Wurf eine raumgreifende Installation konzipiert. Aus einem Stecksystem von Kartonagen entwickelt sich eine labile, nomadische Architektur, die einen ganzen Saal im Kaiser Wilhelm Museum in Schwingung versetzt. Doug Aitken komponiert aus gefalteten Kartons eine imaginäre Skyline aus bekannten Gebäuden und präsentiert sie als Fotografie in einem Leuchtkasten: Das gezeigte Plateau III (Black Swan) besteht aus Coca-Cola-Kartons. Die deutsch-brasilianische Künstlerin Janaina Tschäpe zeigt mit Dream Sequence eine Arbeit, die in ihrer phantastischen Qualität ein Geflecht aus Erlebtem und Erträumtem verbildlicht. Die britische Turnerpreisträgerin Rachel Whiteread wiederum thematisiert mit ihren ausgegossenen Kartons die konkrete Entfaltung des Inneren zum Äußeren. Diesen und den vielen anderen Arbeiten gehen Werke aus den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts voraus: Dan Flanagan, Eva Hesse, Richard Serra, Franz Erhard Walther oder Christo haben unter dem Etikett der Anti-Form mit weichen Materialien experimentiert und die Faltung in ihrer Zufälligkeit und Natürlichkeit entdeckt. Zahlreiche Arbeiten aus der Sammlung der Kunstmuseen Krefeld, der Sammlung Helga und Walther Lauffs und der Adolf-Luther-Stiftung begleiten daher die Präsentation. Künstler: Doug Aitken, Michal Budny, Olaf Holzapfel, Pierre Huyghe, Gared James, Anri Sala, Bojan Sarcevic, Monika Sosnowska, Wolfgang Tillmans, Janaina Tschäpe,Rachel Whiteread, Haegue Yang, Albert Weis u.a.
