„Mama, was ist eigentlich Natur?“ – Wo soll man bei der Beantwortung dieser zunächst harmlos anmutenden Frage beginnen? In der Urgeschichte oder der Gegenwart, bei den Naturwissenschaften, der Philosophie oder gar bei ihrem Gegenbegriff der Kultur?
Das niederländische Künstlerduo Bik Van der Pol stellt in seiner Ausstellung unter Einbeziehung ausgewählter Arbeiten aus der Sammlung der Kunstmuseen Krefeld Zusammenhänge zwischen Kunst, Umwelt und Menschheitsgeschichte her. Im Dialog mit eigenen Werken thematisiert Bik Van der Pol die Bedeutung von Natur für jegliches Fortbestehen von Leben auf der Erde. Ihre Videoarbeit One to One dient als Ausgangspunkt für einen Rundgang, der das Verschwinden von Natur reflektiert. One to One zeigt zwei Fallstudien, in denen mittels Vorlagen aus der Bildenden Kunst Landschaften wiederhergestellt wurden, die im Zuge der Kolonialisierung zerstört worden waren. Die titelgebende Frage entdeckte das Duo in einem Zeitungsartikel zur Ausstellung COVER der Architektengruppe Haus-Rucker-Co aus dem Jahr 1971. Die legendäre Ausstellung verwandelte das Haus Lange in eine künstliche Klimazone und machte schon damals auf die wachsende Umweltverschmutzung sowie die daraus für den Menschen resultierenden Konsequenzen aufmerksam.
Eine eigens für den Sammlungssatelliten realisierte Soundarbeit liefert Denkanstöße und begleitet den Besucher*innen durch die Ausstellung. Gemeinsam mit einer aus Symbolen entworfenen Schriftart des Grafikdesigners Thomas Artur Spallek haben Bik Van der Pol der Ausstellung einen Subtext an den Wänden hinzugefügt, den es zu entschlüsseln gilt und der eine weitere Bedeutungsebene öffnet. Das Studio 2 und das Rahmenprogramm entstehen in Kooperation mit dem Krefelder Umweltzentrum, Kommunalbetrieb Krefeld AöR. Seit 1995 arbeiten Liesbeth Bik und Jos van der Pol als Bik Van der Pol zusammen. Sie leben und arbeiten in Rotterdam.
Zu der neuen Ausstellungs- bzw. Projektreihe Sammlungssatelliten der Kunstmuseen Krefeld werden zweimal jährlich Kunstschaffende (Künstler*innen, Designer*innen, Choreograf*innen, Schriftsteller*innen, etc.) eingeladen, sich mit einzelnen Werken oder Konvoluten der museumseigenen Sammlung auseinanderzusetzen und auf neuartige Weise zu erschließen. Die Sammlung als identitätsstiftender Kern des Museums dient als Ausgangspunkt und Katalysator für neue künstlerische Setzungen. Zu den Sammlungssatelliten entsteht eine Publikationsreihe.