Die Malerei von Michael Kunze (*1961 in München) steckt voller literarischer, philosophischer, kunst- und architekturhistorischer Reflexionen. Surreal anmutende Szenerien, utopische Landschaften und futuristisch-apokalyptische Architekturprospekte verbinden sich mit Zitaten aus z.T. vielfach vergessenen kulturellen Kontexten. Die Ausstellung präsentiert Arbeiten aus den letzten 20 Jahren seines Schaffens, das den Spuren einer „Schattenlinie“ der Moderne folgt, die von Arnold Böcklins „Toteninsel“ bis zu Lars von Triers „Antichrist“ und „Melancolia“ einem labyrinthischen und geschichtsverwobenen Bild/Text verpflichtet ist. Ein zentrales Motiv hierfür sind die „Halkyonischen Tage“: Der von Kopfweh geplagte Friedrich Nietzsche verwendete die Metapher immer dann, wenn die Höhenluft der Engadiner Berge sein Leiden linderte. Doch die Metapher geht bewusst über den persönlichen Bezug hinaus. In der Brutzeit des Eisvogels (gr. Halkyon) zur Wintersonnenwende soll es südlich der Alpen besonders kalt, klar und windstill sein. Auf der hierin mythisch beschworenen Nord-Süd-Achse werden – scheinbar beiläufig – die Motive einer pantheistischen Erinnerung und einer klimatisch reinigenden Kulturwanderung wach, die mehr versprechen als nur die Verringerung von Kopfschmerzen. Michael Kunze versucht, dem weitreichenden transhistorischen und kulturkritischen Potenzial nachzuspüren, das in der fremd klingenden Anrufung enthalten ist und das in diversen Unterströmungen der Moderne bis heute ein kontrastierendes, oft schwer einzuordnendes Eigenleben führt.