19.07.2009 - 27.09.2009
„Anna lacht nicht“ – so heißt eine der Figuren von Henk Visch: menschliches Antlitz, die Figur ganz Skulptur. Warum lacht Anna nicht? Wo man doch bei manch einer der zahlreichen Skulpturen irritiert schmunzeln würde. „Anna lacht nicht“ lässt eine Geschichte vermuten, jede der Skulpturen von Henk Visch verkörpert eine bestimmte Haltung, zeigt eine Geste, Bewegung, macht Mitteilung in poetischen Titeln, die man als Aufforderung, als Begegnung entdecken kann. Die Figuren nehmen mit ihrer Körpersprache den Raum ein, führen ihr kleines oder großes Drama auf. Mal ist die Gestik verhalten, dann wieder findet der Gedanke in nahezu akrobatischer Körpersprache seinen Ausdruck. „Together again“, eine Bronzeskulptur von 2003, hat die Balance gefunden zwischen dem Kopf und den Füßen. In der kleinen Figur verkörpert sich Großes, wenn wir die Figur als Erfahrung im Raum, als Übung in der Haltung, als ausgleichende Bewegung erfahren, manchmal ernst, manchmal scheinbar ungelenk, sogar komisch anzusehen.
Die Poesie der Titel findet zu der Imagination, der Einbildungskraft der Kunstwerke. Die Assoziation ist ihr Königsweg – assoziativ: Durch Verbindung verschiedenster Materialien und Gegenstandsfragmente entsteht die Skulptur, unerwartet und doch überzeugend entsteht die Mitteilung Kunstwerks. Die gegenständlichen Skulpturen zeigen künstlerisches, assoziatives Tun, der performative Anteil der Skulptur ist zu entdecken. Man kann eigentlich alles tun. In der Verbindung der Elemente entdeckt sich das Glück des Moments, wenn sich drei Turnschuhe und ein im Kreis geformter Draht, die Dinge und die Zeichnung finden zu einem plastischen Bild mit dem verheißungsvollen Titel „Lasst uns Freunde sein“. Die Figuren, die Skulpturen von Henk Visch sind leicht zugänglich, sie sind mitteilsam und verraten doch bei weitem nicht alles.
Die Inszenierung der Ausstellung in der Kunsthalle Göppingen schafft Zusammenhänge. Das einzelne Kunstwerk wird zum Argument, zum Impuls, die Dinge zusammen zu sehen, Verbindungen herzustellen, und plötzlich ist man mitten drin in der Geschichte, in der Debatte um Kunst, wo sich jedes dieser Kunstwerke als sprechendes Bild behauptet. Man kann mit Leichtigkeit die Liebenswürdigkeit der Kunstwerke genießen und tut gut daran, ihren Hintersinn nicht zu übersehen.