06.03.2011 - 08.05.2011
Thomas Kapielski ist Schriftsteller - 2009 hat der den Literaturpreis der Literaturhäuser erhalten, 2011 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. In der Bildenden Kunst sind seine Performances Kult und seine Bilder finden und erfinden mit untrüglichem Scharfsinn das Groteske im Alltag, im Vertrauten. Sie entreißen die Dinge, mithin auch die Bilder, die uns umgeben, der Gleichgültigkeit und der Langeweile.
Thomas Kapielski nimmt mit Lust und hintergründigem Humor die Sprache beim Wort, auch die Sprache der Bilder. "Aus der Gesamtperspektive, vom Rundblick des Sinns her betrachtet, ist die Welt ziemlich enttäuschend. Im Ausschnitt und aus überraschenden Blickwinkeln gesehen, ist sie vollkommen einleuchtend. Die hinlängliche Überfülle der menschgemachten Ding- und Kunstwelt muss einen zögern lassen, da überhaupt noch was beizutragen. Die Ölschinken machen sich breit, da braucht es dann im Grunde nur noch einen ultimativen" (Kapielski) - und den sieht man in der Kunsthalle Göppingen; oder die Klangskulptur "äh", eine bislang undenkbare Variante des Kammertons "a". Ob beim Fotografieren, beim Malen und Zeichnen, "die größte Wahrnehmungshelle erzielt man hier wie überall mit Brinzelblick, wenn man auf doof, die höchste Stufe, einstellt Â… In Öl wird's, je nach Größe, teuer und bedeutend! Â… Kunst ist eben ziemliches Trompe l'oeil, vulgo Schummel; das Hohngekicher hierüber wiederum unplausibel." (Kapielski) So kann sich ein Künstler lustig machen über das Verhältnis der Welt zur Kunst und der Kunst zur Welt. Immer ist es ein Gedankenblitz, der verblüffender kaum sein kann, der einen ins Staunen bringt, und das ist bekanntlich der Ausgangspunkt aller Philosophie.
Es geht um die Dinge, wörtlich um Gegenstände, um die scheinbar einfachen Sachverhalte, um ihre Möglichkeiten als Bilder, als Kunst, als Groteske, die so einleuchtend, unkompliziert und doch mit komplexem Wahrheitsanspruch eben die Dinge und Gegebenheiten unvorhergesehen erleben lassen. Daraus entsteht eine Ideenwelt, die man kaum für möglich hält, wenn man sie nicht gesehen und in vollen Zügen genossen hat. Die Ausstellung von Thomas Kapielskis Bildern ist eine Gelegenheit lustvoller, ebenso unterhaltender wie (kunst)kritischer Geistesgegenwart - ein Manifest gegen die phantasielose Langeweile der Realität, die wir uns so leicht einrichten lassen.