Das Kunsthaus Hamburg präsentiert Ida Ekblads erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland.
Die Künstlerin zeigt großformatige Bilder, die für die Ausstellung entstanden.
Zur Eröffnung sind neue Skulpturen im Kontext einer musikalischen Performance von Nils Bech zu sehen. Die Malereien und Skulpturen von Ida Ekblad sind ein Befreiungsschlag. Gestische Pinselstriche, Delfine, Airbrush, Alien, Schrott, Ikonen des Expressionismus, Puffeffekt-Farbe wie auf den Sweatshirts der 80er Jahre – Ida Ekblads prozessorientierte künstlerische Praxis zeugt von einem anarchischen Geist, der sich auch die überkommenen oder als geschmacklos abgetanen Stile, Motive und Materialien westlicher Kultur aneignet.
Dieser unhierarchische künstlerische Umgang mit dem visuellen Repertoire – vielfach aus populären und alltäglichen Kontexten – einer jüngeren Vergangenheit kann im Sinne einer ‚open source’-Mentalität verstanden werden, ganz ohne die Intention, bewusst zitieren oder kommentieren zu wollen. Am Rande des guten Geschmacks haben Ida Ekblads Arbeiten eine stark affektive Wirkung.
Während einerseits ambivalente Materialien und Ästhetiken offenbar zelebriert werden, zeigt sich andererseits auch deutlich ein Ringen um und zwischen ebendiesen. So verhält es sich auch bei Ida Ekblads neuen großformatigen Bildern, die sie im Kunsthaus Hamburg zu einem 20 Meter langen Wandfries zusammensetzt. Dort begegnen sich pubertäre Graffiti-Tags und Murano-Vasen, die Ida Ekblad auf zweidimensionalem Grund aus Puffeffekt-Paste formt. Eine reliefartige Oberflächenstruktur oder Ida Ekblads sichtbar obsessive Freude an purer Materialität lassen einen skulpturalen Geist in ihren Bildern erkennen, obgleich dieser nicht im Geringsten die Malerei in Frage stellt: „Painting to me combines expressions of rhythm, poetry, scent, emotion… It offers ways to articulate the spaces between words, and I cannot be concerned with its death, when working at it makes me feel so alive. Canvas can be attacked, copulated with and played like an instrument. I believe in painting like I believe in music. Gore grind music has been invented and can be reinvented forever, and no two raindrops are alike… no two gobs of paint, etc. etc..“(Ida Ekblad, Mousse Magazine, Issue 22, 2010) Musik und Lyrik sind nicht nur allgemein Referenzen, auf die sich Ida Ekblad bezieht, sondern sie spielen auch konkret für viele ihrer energetischen und rhythmisch erscheinenden Arbeiten eine Rolle.
In einigen der Bilder sind Worte oder kurze Zeilen integriert, während ihre Ausstellungen in der Regel durch ganze Gedichte begleitet werden. Die Namen ihrer Arbeiten und Präsentationen spielen unter anderem mit Zweideutigkeit: Diary of a Madam, so der Titel ihrer Präsentation im Kunsthaus Hamburg, referiert nicht nur auf einen biografischen Kontext – der im Übrigen nur ein pseudo-biografischer ist, da das mehrfach auftretende Porträt eines kleinen skandinavisch anmutenden Mädchens nur scheinbar die junge Ida Ekblad ist. Er spielt auch auf die lautliche Ähnlichkeit zu ‚madman’ an – ebenfalls ein wiederkehrendes Motiv der Künstlerin: „Writing poetry becomes part of the sruggle to stay sane, or the struggle to stay insane, I forget!“
Zur Eröffnung findet eine Performance des norwegischen Sängers Nils Bech in Kooperation mit Ida Ekblad statt. Die Performance wird außerdem im KW Institute for Contemporary Art in Berlin und im ICA Institute for Contemporary Art in London zu sehen sein. Ida Ekblad (*1980 in Oslo) war mit ihren Arbeiten bereits in zahlreichen internationalen Kunstinstitutionen vertreten, unter anderem 2016 im FRAC Basse-Normandie, Caen; 2015 im BALTIC Centre for Contemporary Art, Gateshead (solo) und der Kunsthalle Bern; 2013 im National Museum of Norway – Museum of Contemporary Art, Oslo (solo) und im Palais de Tokyo, Paris; 2010 in der Bonniers Konsthall, Stockholm (solo) und der Bergen Kunsthall (solo).
Darüber hinaus wurde Ida Ekblad 2011 zur 54. Biennale von Venedig eingeladen.
Kuratorin: Anna Sabrina Schmid