Mit 20.000 Euro dotiert, vom Flugzeugbauer Airbus und der Baugenossenschaft Finkenwärder Hoffnung e.G. finanziert, zum 7. Mal verliehen - die Jury hat entschieden: Der Kunstpreis Finkenwerder, eine der höchst dotierten und renommiertesten Kunstauszeichnungen in Europa, geht in diesem Jahr an Ulla von Brandenburg. An eine Künstlerin, deren Werk durch Vielseitigkeit besticht. Ihre facettenreichen Wandbilder, Installationen und Performances sind international gefragt, ihre Ausstellungen künstlerische Ereignisse.
Als 7. Trägerin des Kunstpreises Finkenwerder folgt Ulla von Brandenburg sechs berühmten Vorgängern: Almut Heise, George Rickey, Neo Rauch, Candida Höfer, Daniel Richter und Thorsten Brinkmann.
Im Rahmen eines Festaktes wird der begehrte Preis am 3. Juni im Airbus-Werk Hamburg verliehen, ab 13. Juni wird es dann im Kunsthaus Hamburg gezeigt (bis 4. August). In der Hamburger Kunsthalle ist es ab 15. Mai zu besichtigen.
Ulla von Brandenburg, 1974 in Karlsruhe geboren, studierte von 1995 bis 1998 Szenographie und Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, von 1998 bis 2005 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, bei Cosima von Bonin, Eran Schaerf und Stephan Dillemuth. 2006 erhielt sie den Ausstellungs- und Katalogförderpreis der Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, 2007 den Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen, 2012 das Rom-Stipendium des französischen Staates für einen Aufenthalt in der Villa Medici.
Ulla von Brandenburg arbeitet in verschiedenen Medien: Zeichnungen, Aquarelle, Wandbilder, Scherenschnitte, aber auch Installationen, Film und Performances zählen zu ihrem Repertoire. Im Zentrum ihrer Arbeit aber steht das Theater, als Projektionsraum für Realität und Fantasie, Schein und Sein, Maskerade und Pose. Gern greift sie auf Darstellungsformen des späten 19. Jahrhunderts und der beginnenden Moderne zurück, mit ihrem Interesse für Okkultismus, Esoterik und Psychoanalyse. Doch nicht die historische Wiedergabe interessiert Ulla von Brandenburg. Sie spielt mit gesellschaftlichen Verhaltensmustern, Regeln und Konventionen und demonstriert deren Zeitlosigkeit. Ihre Inszenierungen - eine Kombination aus traditionellem Singspiel, Tableau vivant, Scherenschnitt, Schwarz-Weiß-Film - versetzen den Betrachter in eine Welt, in der die Gegensätze von komplexen Rollenspielen und verdeckten Emotionen offengelegt werden. Darstellungstechniken des Theaters, wie Vorhang und Bühne, verdichten das Gefühl von innen und außen, von Raum und Zeit.
Der Begriff des „Inszenierens“ wird in den Rauminstallationen von Ulla von Brandenburg auf faszinierende Weise neu formuliert. Ob in Zeichnung, Performance oder Installation – diese Künstlerin hat ihre unverwechselbare Bildsprache. Kunst für die Ewigkeit interessiert sie nicht: „Mich reizt alles Ver-gängliche. Meine Wandbilder sind nur für die Dauer der Ausstellung gedacht. Danach werden sie übermalt. Über meine Aquarellzeichnungen schütte ich so viel Wasser, dass sie fast verschwinden. Man braucht keine Kunst für immer. Ich finde gut, wenn Kunst vergeht!“