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Kunsthaus Stade


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Mi 10.00-19.00 Uhr

Künstlerkolonie Ahrenshoop - Von den Anfängen bis zur Gegenwart

20.06.2008 - 04.01.2009
In seinen "Erinnerungen an Ahrenshoop" berichtet der Maler Paul Müller-Kaempff (1861-1941) von seiner ersten Begegnung (1889) mit dem abgelegenen kleinen Fischerort Ahrenshoop: "Gelegentlich einer Wanderung am Hohen Ufer lag plötzlich, als wir die letzte Anhöhe erreicht hatten, zu unseren Füßen: Ahrenshoop. ... kein Drahtzaun, keine Reklametafel. ... Das war ein Studienplatz, wie ich ihn mir immer gewünscht hatte." Wenig später machte Müller-Kaempf Ahrenshoop zu seinem festen Wohnsitz. Im Gegensatz zur Überlieferung war es aber eine Frau, die als erste die malerischen Reize des kleinen Straßendorfes Ahrenshoop zwischen Fischland und Darß an der deutschen Ostsee entdeckte. Ab 1885, also 4 Jahre bevor Paul Müller-Kaempff seine erste Begegnung mit Ahrenshoop hatte, verbrachte die Malerin und Grafikerin Anna Gerresheim (1852-1921) die Ferien in Ahrenshoop. Bereits 1891 ließ sie sich in Ahrenshoop ein Haus bauen. Ebenso war auch der aus Schwerin kommende Maler Carl Malchin schon 1892 wiederholt in Ahrenshoop. Jedoch ist es Paul Müller-Kaempff, der als Begründer und zentrale Gestalt der Ahrenshooper Künstlerkolonie gilt. Er ließ sich 1892 in Ahrenshoop fest nieder, baute sich ein Haus an der Dorfstraße und gründete eine professionelle Malschule. Für die Schar von Schülern, insbesondere Schülerinnen, errichtete er 1894 ein noch heute das Ortsbild prägendes Künstlerhaus, das Haus „Lukas“. Seit es im Ort verschiedene Malschulen gab, wurde Ahrenshoop zunehmend bekannter. Weitere Maler und Malerinnen kamen in das Dorf. Hotels und Pensionen entstanden. Um die Jahrhundertwende hatten bereits 16 Maler und Malerinnen ihren Hauptwohnsitz in Ahrenshoop. Mit den Künstlern kamen auch bald die ersten Badegäste, und so lag die Einrichtung einer ständigen Ausstellungsmöglichkeit für das neue Publikum nahe. 1909 wurde nach langjähriger Planung der ”Ahrenshooper Katen”, das ”Haus für einheimische Kunst und Kunstgewerbe” eröffnet. Das aufblühende Seebad brachte neue Auftragsmöglichkeiten mit sich. Zusehends etablierten sich auch die Porträtmaler. Die entspannte Ferienatmosphäre zeigte sich als förderlich, um Kontakte zu den wohlhabenden Badegästen resp. Auftraggebern herzustellen. Vor dem Ersten Weltkrieg kamen weitere Künstler, in deren Bildern sich nun eine zunehmende Auflösung der Form zeigte, so Thuro Balzer (1882-1927), Franz Triebsch (1870-1956) und Cesar Klein (1876-1954). Auch einzelne Expressionisten zog es nach Ahrenshoop. 1911 lernte Dora Koch-Stetter (1881-1968), Schülerin von Lovis Corinth (1858-1925) und Arthur Segal (1875-1944), Ahrenshoop kennen. Den Frühling und Sommer des Jahres 1911 verbrachten Alexej von Jawlensky (1864-1941), der Mitbegründer des Blauen Reiter, und Marianne von Werefkin (1860-1938) im nahe gelegenen Prerow. Zur gleichen Zeit hielt sich auch Erich Heckel (1883-1970) in Prerow auf. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bedeutete auch für die Ahrenshooper das Ende ihrer Künstlerkolonie. Die meisten Maler verkauften ihren Besitz. Doch auch nach dem Krieg fanden sich immer wieder Künstler ein. Stilistisch bot sich allerdings - der Zeit gemäß - kein einheitliches Bild mehr. Die tiefe Bindung an die Landschaft, Impetus der Maler um die Jahrhundertwende, ist in jener Künstlergeneration nicht mehr erreicht worden. Den Malern folgten Literaten, Dichter und Schauspieler. Auch während der Zeit des Nationalsozialismus zog Ahrenshoop zahlreiche Künstler, namentlich aus Berlin und Hamburg an und wurde auch verfemten Künstlern wie Gerhard Marcks (1889-1981) ein geeigneter Arbeitsplatz. Mit Bezug auf die Tradition der Künstlerkolonie benannte die DDR-Kulturbehörde Ahrenshoop in ein "Bad der Kulturschaffenden" um. So fanden sich auch in den folgenden 40 Jahren Künstler aus dem Bereich der Literatur, des Theaters und der Malerei immer wieder ein. Heute fühlen sich der Förderkreis Ahrenshoop e.V., die Gemeinde Ahrenshoop, das Land Mecklenburg-Vorpommern und der Verein Kunstmuseum Ahrenshoop e.V. der alten Tradition der Malerkolonie ebenso verpflichtet, wie der Gegenwart dieses Ortes und sorgen für eine Fortsetzung der über 100 Jahre bestehenden Tradition.

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